Full text: Einleitung, Landesvermessung, Kataster (1. Band)

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Einleitung. 
lohr in ,,Ei n altbabylonischer Felderplan" (Hinrichs, Eeipzig 1896) weisen 
den Babyloniern eine hohe Stellung in der Kenntnis des Feldmessens zu. 
Nach beiden Schriftstellern und nach „Zeitschrift für Vermessungswesen" 
1889, S. 100-—105, und 1898, S. 625, ist das kleinste Finheitsmaß der Babylonier 
die Fingerbreite gewesen. 24 Fingerbreiten bildeten eine File und 4 Ellen 
eine Klafter. Neben der gewöhnlichen großen File von 0,515 m gab es eine 
kleine von 0,45 m; außerdem ist wohl auch das Fußmaß in Gebrauch gewesen. 
Die Babylonier zerlegten die von ihnen zu messenden unregelmäßigen 
Felderfiguren in rechtwinklige Dreiecke, Rechtecke und Trapeze und ermittelten 
sowohl die Fängen- wie die Flächenmasse doppelt. Fs ist mit größter Sicher 
heit anzunehmen, daß sie schon den Begriff des arithmetischen Mittels ge 
kannt haben, denn der obengenannte Felderplan aus dem 3. Jahrtausend 
v. Chr. Geburt enthält Flächenangaben, die ohne allen Zweifel als Mitte 
lungen aus anderen, ebendort befindlichen Berechnungen anzusehen sind. 
Daß den Babyloniern auch der Kreis und seine Sexagesimalteilung 
bekannt waren, hat 1889 und 1896 der Berliner Assyriologe Fehmann in 
den Verhandlungen der Berl. Gesellsch. f. Anthrop., Fthnol. und Urgesch. 
nach gewiesen. 
Ob die Altbabylonier und nach ihnen die Assyrer und Perser schon 
größere Frdmessungen im Sinne der modernen höheren Geodäsie ausgeführt 
haben, scheint bisher nicht nachgewiesen zu sein. Professor Dr. Weule 
bringt in seiner oben angeführten Arbeit eine einzige Keilschrifttafel mit einer 
babylonischen Erdkarte, die sich wenig von den späteren arabischen unter 
scheidet, die wir weiter unten kennenlernen werden 
Nach Cantor, „Römische Agrimensoren" (Teubner, Feipzig 1875), und 
Hübner, „Heron von Alexandrien der Altere usw." (Z. f. V. 1887, S. 553), ist 
der Ursprung einer eigentlich wissenschaftlichen Behandlung der Mathematik 
und die Geburtsstätte der praktischen Geometrie in Ägypten, der „Wiege 
der Kultur" der Alten, zu suchen. Dort wurden (vgl. Merkel, „Die Schriften 
der römischen Feldmesser", Z. f. V. 1892, S. 385 ff.) die Grenzen der meist 
kleinen Parzellen, die sich durch die Eigenart des Niltales gebildet hatten, 
alljährlich durch die Anschwellung des Nils zerstört und mußten deshalb 
durch Flur- und Fagerbücher beurkundet werden, die von den Ortsschreibern 
(Komo- und Topogrammateis) geführt wurden und Fage, Grenzen, Nachbaren, 
Güte und Zugehörigkeit eines jeden Grundstücks auf das genaueste angaben. 
Das Maß war die ägyptische File, die der babylonischen und hebräischen glich, 
und das Flächenmaß die Arura, d. i. ein Quadrat von 100 Ellen Seitenlänge. 
Als ältester bisher gefundener Nachweis für die Fösung mathematischer 
Probleme ist der im British Museum aufbewahrte Papyrus Rhind an 
zusehen, der 1872 von dem obengenannten Professor Dr. Fisenlohr über 
setzt und veröffentlicht worden und ein Fehr- und Übungsbuch für den Fand- 
wirt zum Berechnen von Flächen gleichschenkliger Dreiecke, Trapeze, der 
Kreise u. dgl. ist. Fr stammt aus der Zeit von etwa 1700 v. Chr. Geburt. Die 
Feldmeßkunst wurde von den Priestern ausgeübt und spielte eine bedeutende 
Rolle, was auch daraus zu ersehen ist, daß im Tempel von Fdfu in Ober 
ägypten ein großer Teil der Inschriften von einem Plan des Grundbesitzes
	        
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