B. Die Triangulation.
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möglich ist, Basislinien und Basisvergrößerungen anwenden und so stets
Zwangsanschlüsse bekommen. Auch kommt man in neuester Zeit immer mehr
zu der Überzeugung, daß es richtiger ist, ebensoviel Azimutb estimmungen
wie Basismessungen vorzunehmen, als alle Richtungswinkel eines Bandes
auf ein einziges Ausgangsazimut zurückzuführen.
Es ist nun die Erfahrung gemacht worden, daß die Anschlüsse an andere
Ketten und Netze die Ergebnisse der inneren Ausgleichung einer neuen Kette
sehr ungünstig beeinflussen. Bei der oben als Beispiel behandelten Kette z. B.
ist die Quadratsumme der Verbesserungen aus der inneren Ausgleichung
73,17, diejenige aus der Gesamtausgleichung dagegen 223,05. Teilen wir
— nur um einen Vergleichsmaßstab zu gewinnen — beide Summen durch die
Anzahl der Richtungen (86) und ziehen die Wurzel aus den Ergebnissen, so
bekommen wir das Verhältnis 0,93" zu 1,61", d. h.: der Schlußfehler hat sich
durch den Anschlußzwang fast verdoppelt.
Dieser Anschlußzwang muß aber sein, denn erst durch ihn
wird das geodätische Bestpunktnetz eines Bandes einheitlich.
Es erscheint deshalb für gewöhnliche praktische Zwecke über
flüssig, eine doppelte Ausgleichung durchzuführen, wenn die
zweite doch keinen anderen Erfolg hat als den, das Ergebnis
der ersten erheblich zu verschlechtern.
Deshalb dürfte es zu erwägen sein, ob sich für gewöhnlich, z. B. bei der
erstmaligen wirtschaftlichen Vermessung von Kolonialländern, nicht folgender
Rechnungsgang empfehlen möchte:
1. Stationsausgleichung, wie behandelt.
2. Zusammenstellung und Abstimmung der Dreieckswinkel auf (180° -f- s),
wenn der Fehler je eines Dreieckswinkels nicht mehr als das 3 fache des
aus der Stationsausgleichung gewonnenen mittleren Wi nk elfehlers beträgt
3. Berechnung der vorläufigen geographischen und ebenen Koordinaten mit
den vorher aus 2. berechneten Seitenlängen (S. 159 und 160).
4. Aufstellung der aus dem Anschlußzwang sich ergebenden Winkel-,
Seiten- und Polygonbedingungsgleichungen und Ermittelung der Ver
besserungen für jede einzelne in Frage kommende Richtung.
5. Endgültige Richtungen, Koordinaten und Abrisse.
Einen genügend zuverlässigen Maßstab für die innere Genauigkeit der
neuen Kette dürften die Stationsausgleichung und die Abstimmung auf
(180 -f- s) ergeben.
Für die endgültige Ausgleichung mit Anschlußzwang werden
in der Regel die unter 2. gewonnenen Winkelwerte ausreichen.
Näheres hierzu siehe in Abendroth, Ausgleichungspraxis, § 4b und 5.
Wie schon auf S. 138 erwähnt, wird in neuester Zeit nach gleichzeitiger
Beobachtung und Ausgleichung von Haupt- und Nebenpunkten gestrebt.
Dies bedingt die Gesamtanlage eines Dreiecksnetzes in einem Gusse, also das
Abweichen von der staffelförmigen Anlage nach Ketten, Füllnetzen und Neben
punkten. Für solche einheitlichen Netze empfiehlt sich dann die Ausgleichung
nach vermittelnden Beobachtungen (Koordinaten) anstatt nach bedingten,
wie bisher behandelt.