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I. Teil. Die Landesvermessung.
und Genauigkeit größerer örtlich begrenzter Höhennetze veröffentlicht, die
1910 in die II. Auflage seines „Landmesser im Städtebau" (Paul Parey, Berlin)
S. 69ff. übernommen worden ist. Darin sind eingehende Untersuchungen über
Nivelliergenauigkeiten enthalten, die schließlich zu dem Ergebnis kommen,
daß auch mit einem gewöhnlichen Nivellierinstrument mit Kipp
schraube (Abb. 37) und einer gewöhnlichen Zentimeter-Nivellier
latte recht brauchbare Werte zu erlangen sind, wenn nur immer dahin
gestrebt wird, die Beobachtungen weder bei heißem noch bei sehr windigem,
sondern nach Möglichkeit nur bei ruhig-bedecktem Wetter — natürlich
unter Beachtung aller sonstigen Vorsichtsmaßregeln — auszuführen.
Die verlangte Genauigkeit von im Mittel rd. ± 5 mm m. E. auf 1 km und
von nicht mehr als ± 2 mm Punktfehler wird nach den Erfahrungen und den
oben angeführten Untersuchungen des Verfassers in gewöhnlichem Durch
schnittsgelände ohne besondere Mühe erreicht, wenn bei kühlem Wetter
in Abständen von 125 zu 125 m und bei möglichst gleichen Zielweiten von
62,5 zu 62,5 m ein Instrument von 25- bis 30facher Vergrößerung und 15"
Empfindlichkeit (Abb. 37) angewandt wird, wenn 2 ganz gleiche Batten von
mindestens 1 cm, besser 0,5 cm Teilungseinheit mit Unterlagsplatten benutzt
werden, und die Entfernung der neuen Festpunkte unter sich für gewöhnlich
nicht mehr als 8 Zielweiten oder 500 m beträgt. Das Instrument ist dabei stets
durch einen großen Schirm gegen Sonnenschein, starken Wind und Regen
zu schützen und die Battenlänge ständig zu prüfen.
In sehr gebirgigem und stark durchschnittenem Gelände ist wegen der
wechselnden Oberflächenschwerkraft und der vielen kurzen Zielweiten be
sondere Sorgfalt notwendig.
Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen und die nunmehr etwa
4 Jahrzehnte langen Erfahrungen aller Kulturstaaten auf dem Gebiete der
Eeinnivellements haben ergeben, daß die Ablesungen in der Mitte eines Teilungs
feldes eine größere Genauigkeit besitzen als an den Grenzen zu den nächsten
Feldern, nämlich etwa 1,3:1, und daß die reinen Ablese- oder Schätzungs
fehler für die einzelnen Zielweiten folgende Werte erhalten:
bei 25 m 50 m 75 m und 100 m
im Mittel 0,3 mm 0,4 mm 0,5 mm und 0,7 mm Ablesefehler.
In der Praxis kann man also diesen Fehler dadurch unschädlich machen,
daß man
entweder bei geringer Vergrößerung des Fernrohrs kurze Zielweiten (von
20—50 m) und Teilungsfelder von 0,5 cm
oder bei stärkerer Vergrößerung (über 30fach) lange Zielweiten (von 50
bis 100 m) und Teilungsfelder von 1 cm Ausdehnung nimmt.
Für gebirgiges Band und für das obige einfache Instrument mit nur
25facher Vergrößerung empfiehlt es sich demnach, Batten von 0,5 cm Teilungs
abstand, Einstellung auf die Mitte eines Teilungsfeldes und Ablesen der Bibellen
ausschläge sowie nicht über 50 m Zielweite und nicht mehr als 500 m Eest-
punktabstand innezuhalten, wenn man mit Sicherheit ± 5 mm mittleren
Kilometerfehler und ± 2 mm Punktfehler erreichen will. Da es in unkulti
vierten Gegenden mit mangelndem natürlichen Gestein schwer halten wird,