Full text: Einleitung, Landesvermessung, Kataster (1. Band)

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Einleitung. 
100 Gemarkungen aufgenommen. Die Ergebnisse dieser Vermessungen sind 
zum größten Teil verlorengegangen. Eine allgemeine Eandesaufnahme ist erst 
im 19. Jahrhundert daraus geworden. 
Nach Wellisch, „Die Wiener Stadtpläne aus der Zeit der ersten 
Türkenbelagerung“ (Z. f. V. 1899, S. 369ff. und 1900, S. 180 ff.), soll bei zwei 
im Jahre 1547 auf Anordnung des Königs Ferdinand I. anläßlich der 
Türkenbelagerung von dem Kriegsbaumeister und Meßkünstler Augustin 
Hirschvogel und dem Steinmetzmeister Bonifazius Wolmuet gleichzeitig 
ausgeführten Vermessungen Wiens der Geometer Hirschvogel 70 Jahre vor 
Snellius bereits die Triangulierung gekannt haben. Das kann nach den 
Ausführungen über die Apianischen Arbeiten nicht weiter wundernehmen. 
Interessant ist, daß bei diesen Wiener Vermessungen zum Höhen- und Distanz 
messen ein sog. Winkelhaken und der Meßzirkel verwandt worden sind, die 
in älteren Schriften über das Feldmessen anscheinend bis dahin nicht genannt 
waren, und daß wahrscheinlich Bussolen-Polygonzüge durch die Stadt 
gelegt worden sind, wie aus der Hirschvogel’schen „Instruktion“ über seine 
Aufnahme gefolgert werden kann. 
Aus der Einleitung zu dem Werke „Vorschriften zu dem praktischen 
Verfahren bei der trigonometrisch-geometrischen Aufnahme eines großen 
Bandes; mit einer zur Einleitung dienenden kurzen Geschichte der öster 
reichischen Mappierungen, herausgegeben von Joseph Marx Freiherr von 
Eichtenstein. Mit 4 Kupfertafeln. Dresden 1821, in der Arnoldischen Buch 
handlung“ geht (vgl. Z. f. V. 1899, S. 53 ff.) hervor, daß Österreich in dem 
Vermessungswesen früherer Jahrhunderte eine rühmliche Stellung einnimmt. 
Im 16. und 17. Jahrhundert sollen (ebenfalls schon vor Snellius) umfangreiche 
Bandesaufnahmen in Österreich, Siebenbürgen und Ungarn von Johann 
Nikolaus Vischer (1605—1613) und Georg Matheus Vischer (1666 bis 
1685), Visconti u. a. auf Grund von Triangulationen vorgenommen sein, 
denen sich im 18. Jahrhundert die Vermessungen von Böhmen und Schlesien 
und nach den friderizianischen Kriegen auf Veranlassung des Feldmarschalls 
Daun allgemein geodätische Unternehmungen angeschlossen haben, „weil man 
im Siebenjährigen Kriege die traurige Erfahrung gemacht habe, welche nach 
teilige Folgen der Mangel guter Bandkarten in den wichtigsten Kriegs Vorfällen 
nach sich ziehe“. Auf die weitere Ausgestaltung des österreichischen Ver 
messungswesens wird später zurückgekommen werden. 
Auch die Schweiz, die in neuerer Zeit besonders Hervorragendes in der 
Bandesvermessung leistet, hat frühzeitig mit größeren Aufnahmen begonnen 
(vgl. „Geschichte der Vermessungen in der Schweiz“, als historische Ein 
leitung zu den Arbeiten der schweizerischen geodätischen Kommission, be 
arbeitet von Rudolf Wolf, Zürich 1879). 
Im Jahre 1550 hat Aegidius Tschudi (geb. 1505, gest. 1572) seine Karte 
„alpisch Rhätia“ auf Grund von Itinerarien (Marschrouten) aufgenommen, 
die von Sebastian Münster gegen den Willen Tschudis veröffentlicht worden 
ist. Diese Karte hat im allgemeinen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts her 
halten müssen, wo der Berner Professor Johann Georg Tralles (geb. 1763
	        
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