1. Kurzer Abriß der Geschichte des Vermessungswesens.
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in Hamburg, gest. 1822 in Eondon) im Jahre 1791 mit der Basismessung bei
Aarberg die Triangulierung der Schweiz begann.
Viel Rühmens haben im 17. und 18. Jahrhundert die Franzosen von
ihrem Vermessungswesen gemacht. Unleugbar haben sowohl der Astronom
Jean Piccard (geb. 1620, gest. 1682) durch seine 1670 ausgeführte Grad
messung bei Amiens, wie die berühmten Cassini, von dem 1. Giovanni
Domenico Cassini an, der die Piccard’sche Messung 1700 beendete, bis zu dem
4. Jean Dominique Graf von Cassini, der die gewaltigen trigonometrisch
topographischen Arbeiten seines Vaters César François Cassini de Thury zu
Ende führte, sich hohe Verdienste um die Feinmessungen und die Ermittelung
der Erdgestalt erworben. Namentlich hat sich Cassini de Thury durch
seine Dreieckskette von Brest bis Wien mit den fünf Grundlinien von Juvisy
bei Paris, Ensisheim bei Straßburg, bei Mannheim („Basis Palatina“), München
und Wien (von Eiesganig auf dem Marchfelde gemessen), durch seine große
Karte von Frankreich und durch die sog. Cassini-(Soldner-)sehe Pro
jektion (eine zylindrische Abart der quadratischen Plattkarte) unsterbliche
Verdienste um die Geodäsie erworben.
Aber sowohl die trigonometrischen Messungen der Cassini, die zuerst
das von dem Engländer Gascoigne 1640 erfundene Fadenkreuz-Fernrohr
angewandt haben, wie ihre Karten enthalten doch große Ungenauigkeiten
und Flüchtigkeiten. So zeigen z. B. die süddeutschen Cassini’schen Dreiecks
seiten nach Beigel (in Zachs Monatlicher Korrespondenz Bd. 7, S. 383ff.,
1803) zwischen Ausgburg und München Fehler von 1081, 84, 99 usw. Toisen
(1 Toise = 1,95 m), die Dreieckswinkel Fehler von I o 2', 6°, 10° usw., und
die seinerzeit weltberühmte Cassini’sche Karte von Frankreich 1 : 86400 kann
weder mit der älteren „Kabinetskarte“ 1 : 50000 Friedrichs des Großen, vom
Grafen Schmettau, noch mit der gleichzeitigen von Schroetter’schen Karte
1 : 150000 an Güte und an schönheitlicher Ausstattung einen Vergleich aus-
halten.
Wir sind damit zu der preußischen Militär-Topographie zurück
gekehrt, die unter Friedrich dem Großen einen erheblichen Aufschwung
nahm.
Der ökonomische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. legte durch eine
zunächst wohl nur aus Sparsamkeit entstandene Kartensammlung den Grund
stock zur späteren „Plankammer“ Friedrichs des Großen; doch wurde unter
seiner Regierung die „Karte des Kurfürstentums Brandenburg“ in 1 : 480000
von dem Geheimen Rat und Präsidenten der 1701 gegründeten Akademie der
Wissenschaften J. P. Frhrn. von Gundling (1724) geschaffen.
Die Vorgängerinnen der obengenannten Schmettau’schen Kabinettskarte
sind zahlreiche und ganz verschiedenartige Spezialkarten, die nach und nach
aus den jeweiligen strategischen Bedürfnissen Friedrichs des Großen ent
standen sind. Der König hielt seine sämtlichen Karten auf das strengste ge
heim und gestattete keinerlei Vervielfältigung, was nur dadurch zu ermög- ’
liehen war, daß die Eandesaufnahme ausschließlich militärisch organisiert
war. Major Humbert beschaffte 1740 die ersten schlesischen Karten,
unter Benutzung der österreichischen Grundlagen, die im Jahre 1746 unter
Abendroth, Vermessungsingenieur. 2. Aufl. 2