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Einleitung-.
gemein die Geodäsie, wozu die gewaltigen Gradmessungen des 18. Jahr
hunderts den Grund gelegt hatten. Während aber hier die Franzosen im
Vordergründe gestanden hatten, verlegte sich jetzt der Schwerpunkt mit Nach
druck und für die Dauer nach Deutschland.
Ks begann die Ära der großen amtlichen Dandesvermessungen, wo
mit schon über 100 Jahre vorher Preußen den Anfang gemacht hatte, und
aus den geodätischen Privatunternehmungen vereinzelter Gelehrter wurden
allgemeine staatliche Unternehmungen.
Zunächst gaben auch hierzu überall die Franzosen den Anstoß, außer in
Preußen, wo sie — wenn auch nur etwa für ein Jahrzehnt -— nicht nur
hemmend, sondern sogar geradezu vernichtend wirkten. Preußen hatte seine
ausgezeichneten Karten aus der friderizianischen und älteren Zeit im Osten
unter dem Staatsminister von Schrötter und im Westen unter dem General
major von Uecoq in der Zeit von 1796 bis 1802 durch sorgfältige Meßtisch
aufnahmen und eingehende Erkundungen auf den Stand der damaligen Zeit
bringen und durch Kupferstich vervielfältigen lassen. 1801 hatte der preußische
Hauptmann C. D. Reymann seine noch heute als eine der besten geltende
„Topographische Spezialkarte von Mitteleuropa“ in 1 : 200000 be
gonnen und ihre ersten Blätter 1805 veröffentlicht.
Während die meisten älteren Kartenwerke und die Urkupf er drucke
der neuen Karten Preußens 1806 zu Schiff hatten gerettet werden können,
waren die Kupferplatten zu den letzteren von den Franzosen erbeutet und
nach Paris gebracht worden, wo sie zum Teil noch jetzt lagern und erst vor
kurzer Zeit der Gegenstand anerkennender Untersuchungen gewesen sind.
Nur die wenigen Reymann-Platten konnten in Sicherheit gebracht werden,
dagegen mußten zur Vervielfältigung der Schrötter’schen und Fecoq’schen
Aufnahmen Umdrucke nach den Urkupferdrucken verwandt werden, die
später dazu beigetragen haben, das preußische Kartenmaterial in unverdienten
Mißkredit zu bringen. Erst in neuester Zeit haben — wie gesagt — die
Franzosen selbst eine Ehrenrettung der damaligen preußischen Kartographie
bewirkt.
Im Gegensatz hierzu haben die Franzosen in Süddeutschland, insbesondere
in Bayern, erst die Grundlagen der staatlichen Eandesaufnahmen geschaffen
oder angeregt.
Für die neuere Geodäsie Bayerns sind die Namen Cassini de Thury und
Bonne von grundlegender Bedeutung geworden; ersterer hat die erste Basis
linie, letzterer den Anfang der Eandestriangulation im Anschluß an jene ge
messen.
Die älteste Basis der Bayerischen Eandesaufnahme ist die schon von
Cassini aus seinem Dreiecksnetz mit der Grundlinie München—Dachau ab
geleitete Dreiecksseite München—Aufkirchen. Sie ist von Oberst Bonne zur
Einrichtung der ihm von General Moreau aufgetragenen Kartenaufnahme
Bayerns 1801 auf 21653,752 m neu bestimmt und von Beigel 1802 bestätigt
worden; ihr heutiger Wert beträgt nach Gasser 21653,96 m. Später wurden
dann noch zwei Grundlinien bei Nürnberg und bei Speyer von 13796,544
und 19794,96 m Fänge gemessen. Die letztere hat dem Speyer’schen Professor