E. Die Kartographie.
323
die einzelnen großmaßstäblichen Kartenblätter richtet man also
am einfachsten ohne weiteres Gradabteilungsblätter mit geraden
Längen- und Breitengraden und für die Übersichtskarten echt
konische Blätter mit geradlinigen Meridianen und konzentrischen
Breitenkreisbögen ein, die ebenfalls nach Gradabteilungen be
grenzt werden.
Übersichtspläne und Pläne zwischen 1 : 25 000 und 1 : 5000
werden zweckmäßig immer und ausschließlich nach rechtwink
ligen Koordinaten kartiert, für welche die Wahl der Abbildungsart sich
nach den im Abschnitt „Kataster“ zu erörternden Grundsätzen richtet. Die
beste Abbildung für die topographische Wirtschaftskarte 1 : 5000
wird unter II. D behandelt werden. Sie ist eine Gradabteilungskarte nach
Gauß-Krüger’sehen konformen rechtwinklig-ebenen Koordinaten.
2. Die Grundsätze der Kartographie.
Wenn auch die Geschichte der Kartographie als Wissenschaft weit zurück
reicht, so ist doch erst in neuester Zeit die Erkenntnis durch gedrungen, daß
die Kartographie auch unter der großen Anzahl moderner Wissenschaften
einen gleichberechtigten Platz beanspruchen darf. Und diese Erkenntnis hat
— wie das immer zu geschehen pflegt — unter den wissenschaftlichen Ver
tretern der Kartographie dazu geführt, eine andere, nicht minder bedeutsame
Seite derselben zurückzusetzen und als bloßes Handwerk anzusprechen, nämlich
die künstlerische und damit verbunden die technische Seite der Karten
herstellung.
Während im Mittelalter das naive Empfinden, den streng wissenschaft
lichen Aufgaben der beschreibenden Geographie, soweit sie in den Karten
ihren Niederschlag findet, hilflos gegenüberzustehen, zu einer künstlerischen
Ausstattung der Karten bis zur Abenteuerlichkeit geführt hatte, und während
auch bei Beginn der ersten strengeren Behandlung noch großer Wert auf eine
möglichst augenfällige Betonung grotesker Signaturen und Beschreibungen
gelegt wurde, scheint mit der endlichen streng mathematischen Behandlung
der Landesvermessungen für lange Zeiten jeder Sinn für eine künstlerische
Durchgeistigung der Karten abhanden gekommen zu sein. Die Karten des
19. Jahrhunderts sind mit geringen Ausnahmen von einer erschreckenden
Nüchternheit und — darf man sagen — zahlenmäßigen Trockenheit. Man ver
kannte in den Kreisen der wissenschaftlichen Kartographen offenbar den un
schätzbaren Wert, den die lebendige Sprache der Kunst und ihrer Gehilfin,
der Vervielfältigungstechnik, als Vermittlerin zwischen Wissenschaft und Wiß
begierigen hat, und hielt es für ein Vergehen gegen die exakte Wissenschaft,
sich dieser Vermittlerin weitestgehend zu bedienen.
Erst in den letzten fünf Jahrzehnten ist das anders geworden, und zwar
haben die schweizer und französischen Kartographen mit ihren zum Teil
hochkünstlerischen und dabei doch unanfechtbar wissenschaftlichen Karten
den Anstoß gegeben.
So kann man von der neuesten wissenschaftlichen Kartographie nicht
21*