Full text: Einleitung, Landesvermessung, Kataster (1. Band)

E. Die Kartographie. 
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die einzelnen großmaßstäblichen Kartenblätter richtet man also 
am einfachsten ohne weiteres Gradabteilungsblätter mit geraden 
Längen- und Breitengraden und für die Übersichtskarten echt 
konische Blätter mit geradlinigen Meridianen und konzentrischen 
Breitenkreisbögen ein, die ebenfalls nach Gradabteilungen be 
grenzt werden. 
Übersichtspläne und Pläne zwischen 1 : 25 000 und 1 : 5000 
werden zweckmäßig immer und ausschließlich nach rechtwink 
ligen Koordinaten kartiert, für welche die Wahl der Abbildungsart sich 
nach den im Abschnitt „Kataster“ zu erörternden Grundsätzen richtet. Die 
beste Abbildung für die topographische Wirtschaftskarte 1 : 5000 
wird unter II. D behandelt werden. Sie ist eine Gradabteilungskarte nach 
Gauß-Krüger’sehen konformen rechtwinklig-ebenen Koordinaten. 
2. Die Grundsätze der Kartographie. 
Wenn auch die Geschichte der Kartographie als Wissenschaft weit zurück 
reicht, so ist doch erst in neuester Zeit die Erkenntnis durch gedrungen, daß 
die Kartographie auch unter der großen Anzahl moderner Wissenschaften 
einen gleichberechtigten Platz beanspruchen darf. Und diese Erkenntnis hat 
— wie das immer zu geschehen pflegt — unter den wissenschaftlichen Ver 
tretern der Kartographie dazu geführt, eine andere, nicht minder bedeutsame 
Seite derselben zurückzusetzen und als bloßes Handwerk anzusprechen, nämlich 
die künstlerische und damit verbunden die technische Seite der Karten 
herstellung. 
Während im Mittelalter das naive Empfinden, den streng wissenschaft 
lichen Aufgaben der beschreibenden Geographie, soweit sie in den Karten 
ihren Niederschlag findet, hilflos gegenüberzustehen, zu einer künstlerischen 
Ausstattung der Karten bis zur Abenteuerlichkeit geführt hatte, und während 
auch bei Beginn der ersten strengeren Behandlung noch großer Wert auf eine 
möglichst augenfällige Betonung grotesker Signaturen und Beschreibungen 
gelegt wurde, scheint mit der endlichen streng mathematischen Behandlung 
der Landesvermessungen für lange Zeiten jeder Sinn für eine künstlerische 
Durchgeistigung der Karten abhanden gekommen zu sein. Die Karten des 
19. Jahrhunderts sind mit geringen Ausnahmen von einer erschreckenden 
Nüchternheit und — darf man sagen — zahlenmäßigen Trockenheit. Man ver 
kannte in den Kreisen der wissenschaftlichen Kartographen offenbar den un 
schätzbaren Wert, den die lebendige Sprache der Kunst und ihrer Gehilfin, 
der Vervielfältigungstechnik, als Vermittlerin zwischen Wissenschaft und Wiß 
begierigen hat, und hielt es für ein Vergehen gegen die exakte Wissenschaft, 
sich dieser Vermittlerin weitestgehend zu bedienen. 
Erst in den letzten fünf Jahrzehnten ist das anders geworden, und zwar 
haben die schweizer und französischen Kartographen mit ihren zum Teil 
hochkünstlerischen und dabei doch unanfechtbar wissenschaftlichen Karten 
den Anstoß gegeben. 
So kann man von der neuesten wissenschaftlichen Kartographie nicht 
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