Full text: Einleitung, Landesvermessung, Kataster (1. Band)

E. Die Kartographie. 
327 
Oberst im preußischen Generalstabe, um die Höhenplastik mit seinen Regional 
farben gemacht, die jetzt in Schul- und Wandkarten fast ausschließliche 
Verwendung finden. 
Die Hauslab’sche Farbenplastik auszubilden und zu vervollkommnen, 
hatte sich Dr. Carl Peucker in Wien (,,Schattenplastik und Farbenplastik“, 
Artaria & Co., Wien 1898) zur Aufgabe gemacht. Aber auch seine Versuche 
haben die schwierige Frage nicht zu lösen vermocht. Dagegen haben sowohl 
die Schweizer durch die berühmte Dufourkarte 1:100000 und den Siegfried 
atlas 1:50000 mit schiefer Beleuchtung, wie die Franzosen durch ihre farbigen 
Karten 1:50000 und 1:200000 Kartenwerke von hervorragender Plastik ge 
schaffen, die aber trotz ihrer überzeugenden Schönheit das Urteil der Gelehrten 
und militärischen Fachmänner gegen sich haben, hauptsächlich wohl deshalb, 
weil flache Böschungswinkel dabei nicht deutlich genug erkennbar sind. 
Die schon oben erwähnte, unter militärischer Befürwortung und Mitwirkung 
in Umlauf gebrachte Wenschow’sche Hochbildkarte gibt kein plastisches Bild, 
sondern ist an sich plastisch, indem die zugrunde gelegten Schichtlinienkarten 
reliefartig so gepreßt werden, daß sie das Gelände plastisch wiedergeben. Daß 
dabei die übrige Darstellung unmaßstäblich wird, scheint dem Hersteller 
nebensächlich zu sein. Da sich nun das unebene Kartenbild auch ohne dies für 
keine zeichnerischen Arbeiten eignet, haften ihm ganz entschieden Mängel an, 
die das zweifelhafte Relief unter keinen Umständen aufzuheben vermag. 
Rein wissenschaftlich und technisch wird nämlich immer noch 
die Schraffe mit senkrechter Beleuchtung in Verbindung mit der 
Schichtlinie als die vollkommenste Geländedarstellung angesehen. 
Die eine ist die Horizontalprojektion der Uinie des stärksten 
Gefälles, die andere der Punkte gleicher Höhe und damit auch 
der Formen. 
Doch geben auch diese beiden ohne Schrift und Zahlen noch kein voll 
kommenes Geländebild. 
Genau so wie eine mathematische Zeichnung ohne Zahlen- und Buchstaben 
beschreibung stumm und höchstens für den eingeweihten Fachmann das 
Symbol irgendeines mathematischen Grundsatzes ist, gerade so ist die beste 
Karte für die Allgemeinheit unverständlich, wenn sie nicht hinreichend be 
schrieben ist. Und diese Beschreibung darf sich nicht allein darauf beschränken, 
den Namen einer Uandschaft, eines Flusses, Berges oder Gebirges und einer 
Stadt anzugeben, sondern sie muß auch schon durch ihren Charakter und ihre 
Größe einen Schluß auf die Art und Bedeutung des beschriebenen Gegenstandes 
der Karte ziehen lassen, der ihren Gebrauch vereinfacht und erleichtert. 
Aus den Zahlen muß man ohne weiteres einerseits — in Verbindung mit 
dem Gradnetz — die geographische Uage und anderseits — in Verbindung 
mit den Schichtlinien — sowohl die absolute Höhe über dem Meere, wie den 
relativen Höhenunterschied zweier benachbarten Geländepunkte erkennen 
können. 
Niemals darf aber die Beschreibung mehr bringen wollen, als die Karte 
ohne sie darstellt. Darstellung und Schrift müssen sich gegenseitig ergänzen 
und voneinander untrennbar sein.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.