E. Die Kartographie.
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Sind Übertreibung und Verzerrung noch nicht geeignet, ein klares Bild
von dem Wichtigen und Nebensächlichen zu geben, so muß die Signatur
weiter helfen. Diese ist aber kein Erzeugnis der Wissenschaft, sondern ein
künstlerisch gewähltes, nach und nach charakteristisch vervollkommnetes und
vereinbarungsmäßig festgelegtes Symbol, das allgemeinverständlich das erklärt,
was die strenge Wissenschaft ohne eingehende Beschreibung nicht klarzu
machen vermag.
Die Größe und Gestalt dieser Symbole ist nun nicht für alle Kartenwerke
gleich, nicht einmal für alle Werke desselben Bearbeiters, sondern richtet sich
ganz nach dem Maßstab und dem Zweck der Karte. Daher hat man Signaturen
für die Karte 1:25000, 1:100000, 1:200000 usw., die wohl dem Wesen nach,
im Charakteristischen gleich oder ähnlich, in der Ausführung dagegen ganz ver
schieden sind.
Für jedes Kartenwerk gibt es besondere Musterblätter, Signaturen
tafeln oder „Schlüssel“, ebenso wie es dafür besondere Böschungsmaßstäbe
und senkrechte Schichtlinien- oder Schraffenabstände gibt.
Was von der Zeichnung gilt, trifft auch für die Beschreibung zu. Vieles,
was sich in einem großen Maßstabe voll ausschreiben läßt, kann im kleinen
nur durch Abkürzungen angegeben werden. Diese Abkürzungen wären oft
unverständlich, wenn sie nicht durch die Signatur erklärt würden, wie auch
umgekehrt unter sich ähnliche Signaturen wieder durch sinngemäße Schrift
abkürzungen verdeutlicht werden müssen.
Ein überzeugendes Beispiel von den zur Erhöhung der Deutlichkeit nötigen
Verzerrungen und Übertreibungen mit gleichzeitiger Signaturenanwendung findet
man z. B. in den Meßtischblättern 1:25 000 überall dort, wo ein Fluß, eine Kunst
straße, eine Eisenbahn und ein steiler Geländeabfall, wie z. B. am Mittelrhein,
nebeneinander hergehen. Hier gestattet meistens selbst dieser große Maßstab nicht,
alle vier maßstäblich gleich deutlich erkennbar zum Ausdruck zu bringen. Sie
müssen also verzerrt, und doch müssen ihre Beziehungen untereinander richtig
wiedergegeben werden. Es kommt nicht darauf an, daß etwa der Böschungsfuß
mit seinem Abstand vom Flußufer genau der Örtlichkeit entspricht, sondern es muß
vor allem klar sein, in welcher Weise die Straßen- und Eisenbahntrassen die Höhen
schichten schneiden und welche charakteristischen Baulichkeiten dazwischen liegen.
Sind also Fluß, Kunststraße und Eisenbahn usw. charakteristisch wieder gegeben,
so wird es Mühe machen, das Gelände ebenso darzustellen, denn der Böschungsfuß
wird um ein maßstäblich sehr empfindlich wirkendes Stück verschoben. Beanspruchen
nämlich Straße und Eisenbahn in Wirklichkeit eine etwa 15 m breite Talsohle,
also im Meßtischblatt 0,6 mm des natürlichen Maßstabes, so verlangt die karto
graphische Breite in der üblichen Signatur 1,8 mm und damit das Dreifache des
verfügbaren Platzes. Dadurch wird der Böschungsfuß um 30 m nach dem oberen
Böschungsrand zu verschoben, und man muß entweder statt der Schichtlinien-
darstellung eine Steilrandsignatur anwenden oder bei der Einzeichnung der Zwischen
kurven zwischen oberem und unterem Böschungsrand die verlorenen 30 m Horizontal
abstand unter Berücksichtigung der Böschungswechsel-nach Verhältnis verteilen.
Zur Erhöhung der Deutlichkeit gehört auch die richtige Gruppierung der
Namen, worauf wir später zurückkommen werden.
Sehr wichtig für ein Kartenwerk ist seine Übersichtlichkeit.
Wir wollen hier nur von derjenigen eines einzelnen Kartenblattes an sich