Full text: Einleitung, Landesvermessung, Kataster (1. Band)

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I. Teil. Die Landesvermessung. 
noch in allen Einzelheiten klar und lesbar bleibt, was bei einer anderen Ver 
vielfältigungsart kaum möglich wäre. 
Man wird also den reinen Kupferstich überall dort anwenden, wo es sich 
darum handelt, einerseits ein möglichst vornehmes und anderseits ein mög 
lichst eingehendes, aber dabei doch klares und lesbares Kartenwerk zu er 
langen, und wo ausreichend gute ältere Karten vorhanden sind, die während 
der langen Herstellungszeit der neuen Karte als Aushilfe dienen können, denn 
ein Blatt z. B. der Preuß. Bandesaufnahme 1:100000 beansprucht etwa 3 bis 
4 Jahre, eins 1:200000 durchschnittlich 2 Jahre bis zur Fertigkeitserklärung. 
Erheblich billiger und schneller, wenn auch nicht ganz so schön und scharf 
geht die Vervielfältigung mittels Heliogravüre vor sich. Dieses Verfahren 
wird genauer auch Photo-Galvanographie genannt und entwickelt sich, 
sobald erst eine gute Zeichnung und ein verkehrtes Negativ vorhanden sind, 
sozusagen von selbst. Von dem verkehrten Glasnegativ wird auf Pigment- 
Gelatinepapier, das zuvor mit einer Mischung von Gelatine, Wasser, Uampen- 
ruß, Rohrzucker, Ätzammoniak und Kreosot bestrichen und sorgfältig ge 
trocknet war und für den vorliegenden Zweck mit doppeltchromsaurem Kali 
lichtempfindlich gemacht ist, ein Abzug gemacht, der wiederum auf eine gut 
polierte und versilberte Kupferplatte übertragen wird. Die von dem verkehrten 
Negativ auf Pigment abgezogene Zeichnung erscheint auf der versilberten 
Kupferplatte nach entsprechender Entwickelung des Pigmentabzuges als 
Gelatinerelief in Gestalt der Urzeichnung, während die Grundfläche von der 
versilberten Kupferplatte gebildet wird, wie sie vor dem Abzug der Zeichnung 
war. Das so entstandene Bild wird elektrisch leitend gemacht, indem feinge 
riebener Graphit darauf getragen und sorgfältig verteilt wird, und als Kathode 
in den galvanoplastischen Apparat gehängt. Hier schlägt sich das Relief nieder, 
das die Druckplatte bilden soll. 
Diese Tiefdruckplatte oder Matrize wird nach etwa 3 bis 4 Wochen aus 
dem galvanoplastischen Apparat heraus- und von der erzeugenden Hochplatte 
oder Patrize abgenommen. 
Es ist klar, daß auch die beste Zeichnung in dem hier beschriebenen Ver 
fahren keine reine, in allen Punkten vollkommene Tiefdruckplatte zu geben 
vermag. Diese wird vielmehr eine große Menge von Unreinheiten und Un 
genauigkeiten enthalten, die durch eine sorgfältige Nachbearbeitung beseitigt 
werden müssen. Und dann wird auch selten ein Blatt mit dem anderen äußerlich 
übereinrtimmen, da die Herstellung von vollständig gleichwertigen und gleich- 
aussehenden Ur-Kartenzeichnungen viel schwieriger ist, als die von ebensolchen 
Urstichen. 
Jedenfalls aber geht die Vervielfältigung von Kartenwerken durch die 
Photo-Galvanographie viel schneller und darum auch billiger vonstatten als 
die durch Kupferstich. Auch kann man sie nötigenfalls auf das Buntdruck 
verfahren in der Weise anwenden, daß man von der Druckplatte durch jedes 
maliges Abdecken dessen, was man nicht mit drucken will, soviel Hoch- und 
von diesen wieder Tiefplatten galvanoplastisch abnimmt, als man Druck 
platten braucht. Sie müssen dann natürlich jede einzeln sorgfältig geprüft 
und nachgearbeitet werden.
	        
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