Full text: Einleitung, Landesvermessung, Kataster (1. Band)

A. Die Katasterneumessung. 
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Schaffung von großmaßstäblichen Plänen und damit die Ausbildung der 
rechnerisch scharfen Triangulierung, der Polygonisierung und der 
zahlenmäßigen Stückvermessung. 
In Preußen, wo schon in den ersten beiden Jahrzehnten der Katasterver 
anlagung bei der Grundstücksvermessung die reine Zahlenaufnah me 
vorherrschend geworden war, während man in Süd- und Mitteldeutschland 
stellenweise noch heutzutage das graphische Meßtisch verfahren — wenn auch in 
Verbindung mit der Zahlenaufnahme — anwendet, bestand nach Poslösung 
der topographischen Aufnahme vom Kataster (1816) noch bis zum Jahre 1876, 
nämlich bis zur Einrichtung der Eandesaufnahme, kein organischer Zusammen 
hang zwischen der Katastervermessung und der Eandestriangulierung, die bis 
dahin fast ausschließlich auf die topographischen Bedürfnisse des mili 
tärischen graphischen Aufnehmens Rücksicht genommen und erst seit 
Bessel (1834) nur ganz nebenbei auch wissenschaftliche oder wirtschaftliche 
Bedürfnisse befriedigt hatte. In Süddeutschland lag dagegen zumeist Kataster 
vermessung und Bandestriangulierung in einer Hand. 
So bildete sich frühzeitig bei den Katasteraufnahmen eine eigene Methode 
der Triangulierung und Kleinvermessung aus, die nicht ohne wesentlichen 
Einfluß auf die Entwickelung der höheren Geodäsie gewesen ist. Daß gerade 
die Kat aster Vermessung in Preußen den wesentlichsten Anstoß zu einer 
allgemeinen Bandestriangulierung gegeben hat, geht aus folgenden Ausführungen 
des ersten Chefs der Bandesaufnahme, Generalleutnants v. Morozowicz, in 
seiner Schrift „Die Königlich Preußische Bandesaufnahme“ (Militärwochen 
blatt 1879) hervor. 
„Von außerhalb kam mm eine weitere, und zwar die nachhaltigste Hilfe. 
Das Verlangen nach besseren Karten, sowohl Vermessungskarten (Kat aster karten) 
wie Übersichtskarten, wurde immer dringender; der Ruf kam dabei nicht nur aus 
privaten Kreisen, sondern auch aus den verschiedenen Ressorts der Staatsverwaltung, 
und so wurde im Jahre 1862 eine Kommission aus Delegierten sämtlicher Ministerien 
niedergesetzt, welche die Mittel zur Abhilfe des so entschieden hervortretenden 
Mangels beraten und ihre Vorschläge dem Staatsministerium unterbreiten sollte. 
Das Ergebnis der Beratungen war, daß die Kommission anerkannte, wie für die 
Erzeugung eines besseren, den heutigen Bedürfnissen entsprechenden Kartenmaterials 
— möge diese in Form einer Einheitskarte nach Ansicht der Theoretiker oder in 
jener doppelten, der Vermessungs- (Kataster-) und topographischen Karte ins Beben 
treten — unter allen Umständen eine ausgedehntere Triangulation, als sie 
bisher der Generalstab ausgeführt habe, das nächste Erfordernis sei, während nach 
weiterer Klärung der Ansichten die Beratung über das eigentliche Kartenwerk 
späteren Konferenzen überlassen werden könne. 
Die Vorschläge dieser Ministerialkommission führten zunächst dahin, daß im 
Jahre 1865 die seitherige trigonometrische Abteilung des Generalstabes zu einem 
Bureau der Bandestriangulation erweitert wurde, welches personell dem Chef 
des Generalstabes, sachlich dem Königl. Kriegsministerium unterstellt war, dessen 
Budget aber, unter Ausscheidung aus dem Militärbudget, speziell dem des General 
stabes, mit 51000 Tlr. jährlich im Extraordinarium des Staatshaushaltes erschien. 
Die Aufgabe dieses Bureaus war zunächst, in den sechs älteren östlichen 
Provinzen des damaligen preußischen Staates — in den westlichen Provinzen 
bestand eine ausgedehntere Triangulation als Grundlage der Kataster-
	        
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