D. Die topographische Wirtschaftskarte 1 : 5000.
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beider ist bei allen diesen Bestrebungen nicht oder wenigstens nicht ge
nügend Bezug auf die süddeutschen Verhältnisse genommen worden, so daß
sie im wesentlichen unbeachtet im Sande verliefen. Sonst hätte wohl das
durch Kabinettsorder vom 21. Juni 1870 bestätigte, dem Chef des General
stabes der Armee als Vorsitzenden und dem Staatsministerium dem Namen
nach unterstellte „Zentraldirektorium der Vermessungen im preußi
schen Staate“ in seinen organisatorischen Beratungen vom 11. Mai 1872
an bei Schaffung der „Königlichen Bandesaufnahme“, die am 1. Januar
1875 ins Beben trat, anstatt der topographischen Aufnahme 1:25000 eine
solche nach bayerischem Vorbilde 1:5000 durchgesetzt.
Man ist hierbei ohne Zweifel grundsätzlich der militärischen Überlieferung
treu geblieben, und erst die Erfahrungen des Stellungskrieges von 1914/18
haben diese Überlieferung ins Wanken gebracht und bei dem Großen General
stabe den Wunsch nach einer großmaßstäblichen Einheitskarte 1:5000
reifen lassen.
Damit ist man endlich an der bis zur politischen Umwälzung im November
1918 ausschlaggebenden Stelle in die süddeutschen Bahnen geschwenkt.
Die ersten — wie vorauszusehen war, wegen unzureichender Vorbildung
des Personals notgedrungen unfruchtbaren — Versuche zu einer Neuaufnahme
1:5000 durch die Bandesaufnahme in Preußen haben im Sommer 1918 im Re
gierungsbezirk Allenstein und im Sommer 1919 im Holstein’schen und im
Bippe-Detmold’schen stattgefunden, nachdem schon seit 1915 wiederholt
dienstliche Anregungen des Verfassers, zuletzt in zwei Denkschriften: „Die
wirtschaftliche Einheitskarte 1:5000“ vom 5. Mai 1918 und „Die
Schaffung einer wirtschaftlichen Einheitskarte in den neuen
Bandesteilen“ vom 15. Mai 1918, ergebnislos verlaufen waren.
Es scheint nach den Erfahrungen des Verfassers eine „berechtigte“ Eigen
tümlichkeit der damaligen militärischen Eeitung der Bandesaufnahme gewesen
zu sein, alles, was nicht von einer rein militärischen Stelle oder Person aus
ging, als nicht vorhanden oder doch nicht beachtenswert anzusehen. Man
verfügte ja auch immer über genügend Geldmittel, solange und so viele Ver
suche anzustellen, bis sich ein Ergebnis herausstellte, das wenigstens äußer
lich den Anforderungen des Militärs genügte.
Die Berichte der Topographischen Abteilung über die Probeaufnahmen
1:5000 im Sommer 1919 vom 10. Mai 1920, über die Studienreise eines ihrer
Vermessungsdirigenten nach München und über die dort eingeholte Information
über die topographische Höhenflurkarte 1:5000 vom 14. August 1920 haben
die Ausführungen der obengenannten Denkschrift des Verfassers vom 5. Mai
1918 so ziemlich in allen Punkten als zutreffend bestätigt.
Im Herbst 1919 regte sich nach den Straßenkämpfen in den verschiedenen
Hauptstädten und Industrieorten bei den Reichswehr- und Sicherheitswehr
kommandos das dringende Bedürfnis nach großmaßstäblichen Stadt-
und Ortsplänen. Die zuerst in den noch aus dem Kriege vorhandenen Ver
messungsabteilungen des Heeres ganz mechanisch hergestellten Vergrößerungen
aus den Meßtischblättern 1:25000 erwiesen sich schon nach wenigen praktischen
Anwendungsversuchen als unzureichend, weil sie alles dessen entbehrten, was