Full text: Nivellement zwischen Swinemünde und Berlin

III. §. 33. Bemerkungen über den Einflufs der JVärmeabnahme etc. 121 
§. 33. Bemerkungen über den Einflufs der Wärmeabnahme 
auf die Strahlenbrechung, und über die Erscheinungen 
des Heliotropenlichtes. 
Das Licht wird in der Atmosphäre nach denselben Gesetzen wie bei 
allen durchsichtigen Körpern gebrochen. Wenn daher ein Lichtstraid aus 
einer dünneren Luftschicht in eine dichtere übergeht, so wird er von der 
ersten Richtung so abgelenkt, dafs er sich in der dichteren Schicht der Lotli- 
linie nähert. Unter der Voraussetzung also, dafs die unteren Luftschichten 
dichter sind als die oberen, mufs der Weg des Lichtstrahls in demselben 
Sinne gekrümmt sein, wie die Oberfläche der Erde; sind dagegen die oberen 
Schichten dichter als die unteren, dann wird auch die Krümmung des Strahls 
im entgegengesetzten Sinne Statt finden: im ersten Fall wird der Gegenstand 
höher, im zweiten niedriger erscheinen, als er wirklich ist. 
Wenn die Atmosphäre einerlei Temperatur hätte, so würden die Luft 
schichten sich nach dem Gesetz der Schwere über einander lagern; ihre 
Dichtigkeiten würden in einer geometrischen Progression abnehmen, und k 
der Coefficient der Refraktion würde sich bestimmen lassen und etwa -§- be 
tragen. Dieser einfache Zustand wird nun aber durch die ungleiche Erwär 
mung und Ausdehnung, welche im Allgemeinen an der Oberfläche der Erde 
am stärksten ist und nach der Höhe immer mehr und mehr abnimmt, also 
in Bezug auf die Dichtigkeit im entgegengesetzten Sinne der Schwere wirkt, 
mannigfach modificirt. Je gröfser die Wärmeabnahme nach oben ist, desto 
mehr wird die Dichtigkeit ausgeglichen und die Refraktion vermindert. Wird 
die Wärmeabnahme so grofs, dafs sie die verschiedenen Dichtigkeiten völlig 
ausgleicht, dann wird die Refraktion Null, und geht die Wärmeabnahme auch 
noch über diesen Punkt hinaus, dann werden die unteren Schichten dünner 
als die oberen, und die Refraktion wird negativ. Je kleiner auf der andern 
Seite die Wärmeabnahme wird, desto gröfser ist die Refraktion: wird die 
Wärmeabnahme Null, dann erhält die Refraktion den obigen Werth, der 
0,25 nahe kömmt, und geht die Wärmeabnahme in eine Wärmezunahme 
über, so werden die oberen Luftschichten noch weit dünner, als sie unter 
dem blofsen Einflufs der Schwere sein würden, und die Refraktion wird im 
mer gröfser. Alle diese Refraktions-Erscheinungen kommen wirklich vor, 
Q
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.