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Nehmen wir ausser diesen günstigen Umständen ferner noch au,
dass der Scheitel b des aufgenommenen Horizontalwinkels abc mit
grösster Schärfe bestimmt sey, so wird die Genauigkeit dieses Win
kels nur noch von der Dicke der Linien, welche seine Schenkel
vorstellen, abhängen.
Heisst diese Dicke d und die Länge des Schenkels s, so ver
deckt dieser Schenkel einen Winkel
w =• 206265 . — Sekunden: (91)
s
und da derselbe Fehler auch bei dem zweiten Schenkel möglich ist,
so wird der mit dem Messtisch aufgenommene Winkel im Allge
meinen um 2w unsicher, wenn auch der Geometer und sein Apparat
ganz vorzüglich sind. Nimmt man an, dass d = 0,02 Linie und
s = 10 Zoll = 100 Linien ist, so wird 2w = 82,5 Sekunden = 1 Min.
22,5 Sek. Bei kleinerem s würde 2\v noch grösser werden, da die
Ungenauigkeit mit der Länge der ausgezogenen Schenkel wächst.
Wenn demnach schon unter den allergünstigsten Umständen ein
Horizontalwinkel auf dem Messtische um fast anderthalb Minuten
unsicher ist, so wird seine Genauigkeit unter gewöhnlichen Um
ständen, wo indessen noch sorgfältig gearbeitet wird, nicht grösser
als etwa drei Minuten angenommen werden können.
§• 116.
Aufspannen des Papiers.
Die Genauigkeit der Messtischaufnahme hängt unter Anderem
auch sehr von der Güte ab, mit welcher das Zeichnungspapier auf
das Messtischblatt gespannt ist. Denn wenn das Papier Falten macht,
so ist die Wirkung davon dem schiefen Stande des Blattes und der
daraus hervorgehenden schiefen Lage der Visirebenen gleich zu achten.
Hieraus entspringen aber, wie im zweiten Theil dieses Buchs gezeigt
wird, grobe Fehler. Darum ist es nöthig, hier einige Bemerkungen
über das Papieraufspannen zu machen.
Um zu verhüten, dass das Papier bei feuchter Witterung
auf dem Tischblatte aufsteht, muss es sehr nass aufgespannt und
an jeder Stelle des Bretts festgehalten werden. Dieses Festhalten
geschieht durch Eiweiss, welches mit Wasser zu Schaum ge
schlagen und auf die Oberfläche des Tischblattes gleichmässig auf
getragen wird, nachdem das Papier, welches grösser ist als das