Full text: Die Messinstrumente und ihr Gebrauch (1. Band)

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bestimmt 5 die Geschwindigkeit eines fliessenden Wassers aber ergiebt 
sich aus einer Verbindung von Zeit- und Längenmessungen. In der 
Vermessungskunde hat man es also wie in der reinen Geometrie mit 
Linien und Winkeln, und ausserdem noch wie in der Mechanik mit 
Zeiten zu thun. Diese Grössen sind in der Geometrie und Mechanik, 
weil sie nur gedacht werden, mit der grössten Schärfe gegeben; 
in der Anwendung aber, wo sie beobachtet werden müssen, fällt 
diese Schärfe weg, da die Hilfsmittel der Beobachtung, Sinne und Mess- 
Werkzeuge, selbst bei der grösstmöglichen Vollkommenheit, welche 
sie von Natur oder durch Kunst besitzen, nie gestatten, irgend eine 
Grösse ganz und gar fehlerfrei zu messen. Die uns von der Natur 
gesetzte Grenze der Genauigkeit des Messens ist übrigens so weit 
hinausgerückt, dass wir innerhalb derselben alle technischen und 
wissenschaftlichen Bedürfnisse recht wohl befriedigen können; denn 
es lassen sich Längen bis auf den tausendsten Theil einer Linie und 
Winkel bis auf halbe Sekunden sicher messen. 
§. 3. 
Gestalt und Grösse der Erde. 
Die Bestimmung der Gestalt und Grösse der Erde gehört zu 
den schwierigsten Arbeiten der Messkunst und erfordert desshalb 
die feinsten mechanischen und geistigen Hilfsmittel zur Durchführung. 
Es kann demnach auch jetzt nur von den Ergebnissen dieser lange 
fortgesetzten und nunmehr in der Hauptsache abgeschlossenen Arbeiten 
die Rede seyn und erst später gezeigt werden, auf welchen Wegen 
man zu ihnen gelangt. Diese Ergebnisse müssen wir aber schon hier 
kennen, nicht bloss um eine richtige Vorstellung von dem eigentlichen 
Gegenstände der Vermessungskunde zu erhalten, sondern auch um 
sie bei den folgenden Betrachtungen über Messinstrumente und Mes 
sungen zu benützen. 
Nach den Arbeiten von Bessel, welche die genaueste Bestim 
mung der Gestalt und Grösse der Erde ans eigenen und fremden 
Messungen zum Ziele hatten, ist es sehr wahrscheinlich, dass die 
mathematische Figur der Erde, welche als Umdrehungs-Ellipsoid be 
trachtet wird, nicht regelmässig ist, sondern nur diesem Ellipsoid 
sehr nahe kommt, zu dem sie sich, nach einem Ausdrucke dieses 
grossen Gelehrten und Beobachters, wie die Oberfläche eines be 
wegten Wassers zu der eines ruhigen verhält. Die Abweichungen
	        
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