Aequator parallelen Ebene mit der Erdoberfläche wird ein Par al 
le lkr eis oder kürzer ein Parallel genannt. 
Die Lage eines Punktes auf dem Erdsphäroid wird durch zwei 
Bögen bestimmt, von denen der eine seine geographische Länge 
und der andere seine geographische Breite heisst. Denkt man sich 
nämlich durch den zu bestimmenden Punkt eine Meridianebene ge 
legt, so heisst der Bogen, welcher den Neigungswinkel dieser Meri 
dianebene gegen eine bestimmte als erste angenommene Meridian 
ebene misst, die geographische Länge jenes Punkts, während 
der Neigungswinkel der Normale des zu bestimmenden Punkts 
gegen die Aequatorebene seine geographische Breite genannt 
wird. Die geographischen Breiten werden auf den Meridianen vom 
Aequator aus gezählt und man unterscheidet nördliche und süd 
liche Breiten, je nachdem sie sich auf die nördliche oder süd 
liche Halbkugel beziehen. Die Längen werden dagegen von den 
Deutschen und Franzosen von jenem Meridian an gezählt, welcher 
20° westlich von dem Meridiane der Pariser Sternwarte liegt und 
an der Insel Ferro vorbeigeht; von den Engländern aber von dem 
Meridian ihrer Sternwarte zu Greenwich an. Von diesen ersten Me 
ridianen aus zählt man die Längen gegen Ost bis zu 360°, oder man 
zählt sie gegen Ost nur bis zu 180° und über West auch bis zu 180°; dann 
muss man aber östliche und westliche Längen unterscheiden. 
Nach diesen Erklärungen ist die am Ende dieses Buchs beige 
fügte Tafel I. über die Längen verschiedener Grade auf der Erdober 
fläche von selbst verständlich. Dieselbe vervollständigt die im vorigen 
Paragraph enthaltenen Angaben über die Gestalt und Grösse der 
Erde und leistet bei vielen Rechnungen gute Dienste. 
§• 5. 
Lothrechte Linien und Ebenen. 
Es ist eine bekannte Wirkung der Schwerkraft, dass sie jeden 
auf der Erde befindlichen Körper nach einer Richtung anzieht, welche 
auf der Erdoberfläche senkrecht steht. Diese Richtung nennt man 
lothrecht oder vertikal und stellt sie in Wirklichkeit ganz ein 
fach durch einen Faden dar, welcher an dem einen Ende festge- 
haiten und an dem anderen mit einem schweren Körper belastet 
wird (Senkel, Loth). Jede durch eine lothrechte Linie gelegte 
Ebene heisst eine lothrechte oder vertikale Ebene.