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gross ist als der gesuchte Höhenwinkel (BAH). Die natürlichen
Horizonte aus Wasser, Quecksilber oder Oel werden, um sie gegen
den Luftzug zu schützen, mit einem Glasdache bedeckt, dessen Gläser
genau eben und parallel sind, um die Richtungen der Lichtstrahlen
nicht zu verändern. Wasser wendet man selten an, weil bei längerem
Gebrauch die Dünste desselben das Glasdach beschlagen; das Oel
wird, wenn es als Horizont dienen soll, mit Kienruss vermengt; und
das Quecksilber, welches in flachen kupfernen oder eisernen Schalen
steht, muss von Zeit zu Zeit mechanisch gereinigt werden.
Die künstlichen Horizonte bestehen in der Regel aus einer
ebenen Glasplatte, welche auf der Rückseite geschwärzt oder mattge
schliffen ist und auf einer Vorrichtung liegt, welche gestattet, die spie
gelnde Oberfläche des Glases mittels einer aufzusetzenden Röhrenlibelle
wagrecht zu stellen. Da in Folge der matten oder schwarzen Rückseite
des Glases die Spiegelung nur von der Vorderseite desselben ausgeht,
so braucht nur diese sehr genau eben zu seyn; es ist aber nicht
nöthig, dass sie mit der Rückenfläche parallel läuft. Statt des ge
wöhnlichen weissen Spiegelglases kann man auch roth, blau oder
grün gefärbtes und hinten mattgeschliffenes Glas zu künstlichen
Horizonten verwenden. Die Unterlage derselben wird ähnlich wie
das Legebrett durch drei Stellschrauben bewegt, und die Horizontal
stellung geschieht wie bei dem Messtische. Da der Rand der Glas
platten in der Regel uneben ist, so benützt man ihn auch nicht zur
Messung und bedeckt ihn desshalb entweder auf die Breite eines
halben Zolles mit einem Ring von Pappdeckel oder schleift ihn in
derselben Breite matt.
Um den Gebrauch des Sextanten zur Messung von Höhenwinkeln
zu zeigen, wählen wir die Fig. 148 und die Linie AB, welche nicht gar
zu lang seyn soll, damit die Strahlenbrechung der Luft keinen merk
baren Einfluss auf das Messungsresultat äussert. Später, bei der Mes
sung der Vertikalwinke], wird gezeigt werden, wie man auf dem
festen Lande und auf dem Meere zu verfahren hat, wenn B sehr
weit entfernt ist. Es sey A der künstliche oder natürliche Horizont
und B' das Bild von B, welches er hervorbringt. Ist AH wagrecht,
so ist BB' lothrecht, BH = B'H und BAH = (jp der gesuchte Höhen
winkel. Da man das Instrument nicht in A aufstellen kann, so muss
man es vor A in C so halten, dass das Fernrohr auf das Bild B'
gerichtet, der Körper des Sextanten lothrecht und der grosse Spiegel
Bauernfeind, Vermessungskunde. 18