Theorie der Messungen.
§. 231.
Die Aufgaben, welche mit den in der ersten Abtheilung dieses
Buchs betrachteten Messinstrumenten gelöst werden können, sind
ebenso zahlreich und mannichfaltig als die Anforderungen, welche
von Seite der Staatsverwaltung, des Verkehrs, der Technik und der
Wissenschaft an die Messkunst gestellt werden. Aus dieser Mannich-
faltigkeit das Gleichartige herauszufinden und zusammenzustellen,
und dieses selbst wieder so zu ordnen, dass eine klare Uebersicht
aller Abtheilungen des Gebiets der Vermessungskunde gewonnen wird,
ist die nächstgelegene Aufgabe der Lehre von den Messungen; ihre
Hauptbestimmung aber ist, den geordneten Inhalt der Messkunst
wissenschaftlich darzustellen.
Durch die Operationen der Messkunst können zwei verschiedene
Zwecke erreicht werden: der eine besteht darin, die gegenseitige
Lage von Punkten auf und unter der Erdoberfläche und die Ge
schwindigkeiten der Flüsse so zu bestimmen, dass sich darnach Land-
und Stromkarten, Situations- und Nivellementspläne, Terraindurch
schnitte und Grubenrisse hersteilen lassen; der andere aber zielt
dahin ab, eine auf Karten und Plänen oder sonstwie vorgezeichnete
Lage von Punkten so auf oder in das Terrain überzutragen, dass
die natürlichen Projectionen der Terrainpunkte unter sich und gegen
ihre Umgebung dieselbe relative Lage haben wie die gleichnamigen
Projectionen der im Bilde gegebenen Punkte. Jene Operationen be
zeichnet man kurz mit dem Worte Aufnehmen, diese aber mit
dem Ausdrucke Abstecken. Das Aufnehmen und Abstecken macht
den Inhalt 1 der zweiten Abtheilung der Vermessungskunde aus, und
1 Die meisten Lehrbücher der Messkunde ziehen nur das Aufnehmen in den
Kreis ihrer Betrachtungen und lassen das Abstecken ganz weg.