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einer in B lothrecht stehenden Nivellirlatte nicht die gesuchte Höhe
BD, sondern (wenn man vorläufig von der Strahlenbrechung absieht)
die Höhe BH an. Man findet somit den Höhenunterschied der Punkte
A und B in diesem Falle um den Abstand DH des scheinbaren
und wahren Horizonts zu gross.
Bezeichnet man diesen Abstand mit h, die Enfernung der Latte
vom Punkte A oder AH mit e und den Erdhalbmesser AC mit r,
so ist nach einem bekannten geometrischen Satze e- = h (2r -{- h),
und da hier h gegen 2r verschwindet,
h = (394)
2r
Um diese Grösse müsste jede Ablesung auf einer Nivellirlatte
kleiner gemacht werden, wenn es nicht Nivellirmethoden gäbe,
welche diese Verbesserung der Erdkrümmung überflüssig machen.
2) Die Wirkung der atmosphärischen Strahlenbrechung besteht
darin, dass sie (mit Bezug auf die vorige Figur) dem in A befind
lichen Auge nicht den Punkt H, sondern einen um den Refractions-
winkel tiefer liegenden Punkt F sichtbar macht. Man wird also
auch auf der Latte in B nicht die Höhe BH, sondern BF ablesen,
welche um das Stück HF = h' kleiner ist. Die Grösse h', welche
den Einfluss der Strahlenbrechung auf die Entfernung e der Nivellir
latte von dem Punkte A bezeichnet, lässt sich wie folgt durch h
ausdrücken.
Denkt man sich nämlich die Linien AF, AD in Fig. 392 ge
zogen, so verhalten sich die äusserst kleinen Winkel HAF = p
und HAD = y 2 (ACB) = 1 / 2 C sehr nahe wie Linien HF = k und
HD = h, und da p = k C, so wird
h' = 2kh = k—, (395)
r
Setzt man nach Gauss die Refractionsconstante k = 0,0653, so ist
h / = 0,1306 h (396)
also der Einfluss der Strahlenbrechung ungefähr 8mal geringer als
jener der Erdkrümmung.
3) Fasst man beide Einflüsse zusammen, so ergeben die bishe
rigen Betrachtungen leicht, dass die Strahlenbrechung den fehlerer
zeugenden Einfluss der Erdkrümmung theilweise aufhebt, und dass
demnach durch das Zusammenwirken beider die Ablesungen auf der
Nivellirlatte nur um das Stück