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C. Höhen messen mit dem Barometer.
§. 352.
Nachdem im ersten Bande (§. 212 bis 216) die zum Höhen
messen dienenden Barometer beschrieben und die bei den Beobach
tungen zu befolgenden Regeln erörtert worden sind, kommt es nun
mehr darauf an, die Beziehungen zwischen dem Höhenunterschiede
zweier Orte und den an ihnen beobachteten Barometerständen durch
eine Formel auszudrücken, in welcher alle auf das Endresultat ein
wirkenden Umstände berücksichtigt sind.
Diese Beziehungen wurden am ausführlichsten zuerst von Laplace
und später von Poisson, Gauss und Bessel entwickelt. In den Ar
beiten aller dieser ausgezeichneten Männer hat sich aber ein Ver
sehen eingeschlichen, auf das erst im Jahre 1854 G. 8. Ohm in
seinen „Grundzügen der Physik“ aufmerksam machte und welches
in der Voraussetzung besteht, dass die auf das Barometer drückende
Luftsäule cylindrisch sey. Indem Ohm, wie es die Erdkrümmung
fordert, der drückenden Luftsäule die Gestalt eines Kegels gibt,
dessen Seiten die Richtung der Schwere haben und dessen Spitze
somit im Erdmittelpunkte liegt, gelangt er zu einer Formel, welche
richtiger und einfacher ist als die der vorhin genannten Mathe
matiker und Physiker. Die nach beiden Formeln berechneten Höhen
unterschiede weichen zwar nur wenig, aber immerhin so viel von
einander ab, dass die Abweichung zu bemerken ist.
In Nr. 963 der astronomischen Nachrichten von Schumacher
hat Professor Zech, unter Hinweisung auf Ohm’s „umständliche Art“ 1
seine Forme] abzuleiten, eine hier theilweise benützte kürzere Dar
stellung derselben gegeben, und der Herausgeber der astronomischen
Nachrichten fügte dieser Entwickelung noch eine Vergleichung der
Formeln von Ohm und Laplace bei, welche mit der unsrigen bis auf
einen Factor übereinstimmt, den wir weiter unten anführen.
§. 353.
Aufgabe. Die Barometerformel abzuleiten und für
die Berechnung bequem einzurichten.
* Wir bemerken liier, dass Ohm sein Compendium zunächst für seine Zuhörer
an der Universität schrieb, bei denen er der Mehrzahl nach nur geringe mathe
matische Vorkenntnisse voraussetzen durfte; für die Leser der astronomischen Nach
richten hätte er ohne Zweifel eine andere Form der Darstellung gewählt.