380
Will man nunmehr die mittlere Geschwindigkeit v des Flusses
in dem Querprofile AB finden, so ist diese nach der Definition in
$. 382 gleich
wo F = f, -{- f' 2 + f 3 -f . . . . f‘ 9 = E f gesetzt wird.
C. Messung der Arbeitsstärke oder Wasserkraft eines
Flusses.
§. 387.
Wenn von der „Wasserkraft“ eines Flusses oder Canales die
Rede ist, so versteht man darunter nicht, wie man glauben könnte,
die Kraft des Wassers, welche dessen Gewicht gleich ist, sondern
die mechanische Wirkung, welche das fliessende Wasser in der Zeit
einheit hervorbringt. Es wird also hier keine Kraft, sondern ein
durch die Kraft hervorgebrachter Effekt gemessen; der Ausdruck
„Wasserkraft“ ist somit eben so ungeeignet als der Ausdruck
„Pferdekraft“ für die Messeinheit, in welcher die Stärke der
Wirkung eines Flusses angegeben wird. Diese unrichtigen Bezeich
nungen sollte man aus der Mechanik und aus der Technik um so mehr
verbannen, als bereits andere und bessere dafür vorgeschlagen sind.
Am beachtenswerthesten in dieser Beziehung erscheinen die
Vorschläge von Reuleaux (im 3. Bande des „Civilingenieurs“ S. 112
u. s. f.), welche weiter nichts verlangen, als dass man das Wort
„Kraft“ mit „Intensität“ oder „Stärke“ vertausche.
Indem wir auf diese Vorschläge eingehen, verstehen wir unter
„Pferdestärke“ wie bisher unter „Pferdekraft“ das Produkt aus
der Kraft eines mittelstarken Pferdes und seiner Geschwindigkeit,
oder dem Wege, den es in der Zeiteinheit zurücklegt. Die Kraft
aber, welche ein mittleres Pferd bei 1 Meter Geschwindigkeit aus
zuüben imStande ist, beträgt durchschnittlich 75 Kilogramm; daher
ist das Produkt aus der Kraft P = 75 k und der Geschwindigkeit
v = l m in der Sekunde oder
Pv = 75 km in der Sekunde = 1 Pferdestärke.
Um den wörtlichen Beisatz („in der Sekunde, Minute, Stunde“ etc.)
zu vermeiden, schlägt Reuleaux vor, die für die Zeiteinheiten ge
bräuchlichen Zeichen in wagrechter Lage unter die Bezeichnung
der Gewichts- und Masseinheiten zu setzen, so dass also