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projection mit Vortheil anwenden; in jedem anderen Falle bietet sie
viele Unbequemlichkeit wegen der Zeichnung der Parallelen und
grosse Unvollkommenheit an den Rändern der Karte. Desshalb
wendet man sie fast gar nicht an, und darum findet sie auch hier
keine weitere Beachtung.
2) Orthographische Projectionen.
§. 396.
Wenn man den Gesichtspunkt in unendlicher Entfernung auf
der Normalen zur Bildebene annimmt, so sind alle projicirenden
Linien unter sich parallel und senkrecht zur Bildebene; die hierdurch
entstehenden Kartennetze nennt man orthographische Projec
tionen, und man unterscheidet nach der Lage des Augpunktes:
Polar-, Aequatorial- und Horizontalprojectionen, oder Projectionen
auf den Aequator, auf einen Meridian, oder auf einen grössten
Kreis, welcher der Horizontalebene des in der Mitte der Karte ge
legenen Orts parallel und folglich der wahre astronomische Horizont
dieses Orts ist.
Im Allgemeinen sind die orthographischen Projectionen noch un
vollkommener als die stereographischen, wesshalb sie nur wenig
Anwendung finden, den Fall ausgenommen, wo es sich nicht um
die Abbildung einer Halbkugel, sondern nur eines kleinen Theils
der Erdoberfläche handelt; denn in diesem Falle würde die Bild
ebene theilweise mit der Kugelfläche zusammenfallen und nur an
den Rändern abstehen, woselbst kleine Verzerrungen der Bilder statt
fänden.
§. 397.
Die orthographische Polarprojection ist in den Figuren
469 und 470 dargestellt und man macht sich sofort aus dem Anblick
klar, dass die Meridiane als Durchmesser (AQ, ER) der durch den
Aequator (EARQE'R') vorgestellten Bildebene, und die Parallele
als concentrische Kreise erscheinen, deren Mittelpunkte das Bild des
Erdpols ist. Die abgebildeten Meridiane haben gegen einander die
selbe Neigung (7) wie die wirklichen, und die Halbmesser der Parallel
kreise (z. B. BD, ß'D') sind r cos cp, wenn cp die geographische
Breite des Parallels bezeichnet.