IV
V orwort.
die Berechtigung, ja die Notwendigkeit historischer Studien auch
hei den Fachgenossen immer mehr und mehr Anerkennung findet.
Sodann aber dürfte es kaum ein zweites Problem geben, welches
sich gerade zur Einführung in das Studium der Geschichte der
Mathematik so vortrefflich eignete, wie das Problem von der
Quadratur des Zirkels, welches, aus unscheinbaren Anfängen
hervorgegangen, im Laufe der Jahrhunderte mit fast allen
mathematischen Disziplinen sich derart verkettete, dafs schliefs-
lich zu seiner Lösung der gesamte Apparat moderner Wissen
schaft aufgeboten und entfaltet werden mufste. Endlich hoffe
ich noch speziell den Lehrern der Mittelschulen durch die
Herausgabe jener nur noch schwer erhältlichen Abhandlungen
einen Dienst zu erweisen. Denn ich zweifle nicht daran, dafs
das Studium dieser Abhandlungen, namentlich der viel zu
wenig beachteten und doch gerade für den Mathematiklehrer der
Mittelschule so eminent wichtigen Huygens’schen Arbeit dem ma
thematischen Unterrichte reichen Gewinn wird bringen können.
Im einzelnen habe ich noch folgende Bemerkungen zu
machen. Die Übersetzung von Archimed’s Kreismessung habe
ich auf Grund der aufserordentlich sorgfältigen Textausgabe
ausgeführt, mit welcher Herr Heiberg*) die mathematische
Litteratur in so verdankenswerter Weise bereichert hat und
von deren Yortrefflichkeit ich mich, soweit es mir möglich
war, durch eingehende Vergleichung mit früheren Ausgaben,
namentlich der Editio princeps (Basileae 1544) zu überzeugen
suchte. Dafs ich die bereits vorhandenen Übersetzungen von
Hauber (Tübingen 1798) und Nizze (Stralsund 1824) be
nutzte, ist selbstverständlich, indessen weicht meine Über
setzung, die der Kundige sofort als eine vollständig neue er
kennen wird, in einem wesentlichen Punkte von den genannten
ab. Während nämlich Hauber und Nizze die Abhandlung des
Archimedes in die moderne mathematische Formelsprache über
tragen haben, war ich der Meinung, dafs eine derartige Be
handlung einem Werke nicht nur seine individuelle Färbung
raubt, sondern auch falsche Vorstellungen über die mathema
tische Ausdrucksweise der betreffenden Zeit erweckt. Von der
Ansicht ausgehend, dafs auch der Geschichte der mathemati
schen Sprache und der mathematischen Bezeichnungen ein hohes
*) Archimedis opera omnia cum commentariis Eutocii. E codice
tlorentino recensuit, latine uertit notisque illustrauit J. L. Heiberg,
Dr. phil, (Lipsiae in aedibus B. G. Teubneri MDCCCLXXX).