§ 3. Charakteristik der verschiedenen Epochen etc.
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umgescliriebenen Polygone — mit andern Worten, die von
den griechischen Mathematikern begründete Methode der geo
metrischen Exhaustion bildet den Mittelpunkt der auf unser
Problem bezüglichen wissenschaftlichen Untersuchungen dieses
Zeitraumes. Archimedes und Huygens sind die bedeutend
sten Vertreter desselben: Jener hat die Methode der einge
schriebenen und umgeschriebenen Polygone mathematisch be
gründet, dieser dieselbe zu demjenigen Grade der Vollendung
gebracht, der mit elementaren Hülfsmitteln noch erreichbar war.
Der zweite Zeitraum umfafst die Zeit von der Erfin
dung der Differenzial- und Integralrechnung bis zum Jahre
1766, d. h. bis zum Entstehungsjahre der grundlegenden Ab
handlung Lambert’s. Kaum ein Jahrhundert zwar, aber das
Jahrhundert von Newton, Leihnitz, den Bernoulli’s und
Leonhard Euler! An die Stelle der geometrischen Methode
der Alten treten die unerschöpflichen Hülfsmittel der neu
begründeten Analysis, welche, wenn auch ihrem Wesen nach
in der Exhaustionsmethode wurzelnd, doch dem Probleme von
der Quadratur des Zirkels ein gänzlich verändertes Aussehen
gab und der darauf bezüglichen Forschung völlig neue, vorher
nie geahnte Bahnen eröffnete.
Handelte es sich in dem ersten Zeiträume vorzugsweise
darum, die Zahl tc so genau als nur irgend wünschenswert
numerisch zu berechnen, also die näherungsweise Quadratur
des Zirkels mit jeder nur denkbaren Genauigkeit auszuführen —
eine Aufgabe, welche in diesem Zeiträume seihst für die sub
tilsten Anforderungen der Wissenschaft wie der Praxis voll
ständig gelöst worden ist — so war vielmehr der zweite Zeit
raum fast ausschließlich durch das wesentlich theoretische
Literesse beherrscht, die Zahl % durch analytische Ausdrücke,
denen eine unendliche Reihe von Operationen zu Grunde lag,
darzustellen.
Im Gegensätze zu diesen beiden Zeiträumen kann der
dritte als der kritische bezeichnet werden: Nicht mehr die
Frage nach der Gröfse oder nach der analytischen Darstellung
der Zahl % war es, welche die Mathematiker in erster Linie
beschäftigte, sondern vielmehr, welcher Art, welcher Natur
diese merkwürdige Zahl sei, ob rational oder irrational, ob