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Zweites Kapitel.
algebraisch oder transzendent. Nachdem im Jahre 1766 Lam
bert den ersten Beweis für die Irrationalität der Zahl tc
erbracht hatte, nachdem dann dieser Beweis durch Legendre
vervollständigt und erweitert worden war, erstanden in unserem
Jahrhundert die Arbeiten, welche das Problem von der Qua
dratur des Zirkels zum Abschlüsse gebracht haben und welche
durch die Namen Liouville, Hermite, Lindemann und
Weierstrafs bezeichnet sind.
Zweites Kapitel.
Erster Zeitraum.
Von den ältesten Zeiten bis zur Erfindung der Differenzial-
und Integralrechnung.
§ 4. Die Ägypter und Babylonier.
Die älteste nachweisbare Spur von dem Probleme der
Quadratur des Zirkels findet sich in dem „Papyrus Rhind des
British Museum u (übersetzt und erklärt von Aug. Eisenlohr,
Leipzig 1877), einem mathematischen Handbuche der alten
Ägypter, welches in der Zeit zwischen 2000 und 1700 v. Chr.
von dem Schreiber Ahmes des Hiksoskönigs Ra-a-us verfafst
wurde und zwar, wie in dem Buche gesagt wird, „nach dem
Vorbilde von alten Schriften, die verfertigt wurden in den
Zeiten des Königs Raenmat“, die also jedenfalls noch einige
Jahrhunderte älter sind als der Papyrus Rhind*). Die in dem
Papyrus ohne weitere Begründung gegebene Vorschrift besagt,
der Flächeninhalt des Kreises sei gleich dem eines Quadrates,
dessen Seite der um * seiner Länge verminderte Kreisdurch
messer ist. Um sich ein Urteil über die Genauigkeit dieser Vor
schrift, die auch in späteren Jahrhunderten in Ägypten wieder
holt auftrat, zu bilden, hat man nur (y) d 2 = ~~ d? mit y 7td 2
: ) Vergl. Cantor, Vorlesungen 1., pag. 20 u. flg.