§ 8. Die Zeit der Renaissance.
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gleich 100 000 setzte. Diese „Tabula foecunda“ — so nannte
Regiomontanus seine Tangententafel — forciert unsere Bewun
derung um so mehr heraus, als ihm, wie überhaupt der da
maligen Zeit, die Arbeiten Albattani’s und Abu ’1 Wafa’s voll
ständig unbekannt waren, sodafs Regiomontanus die Tangente
gewissermafsen zum zweiten Male entdeckte und in die Trigo
nometrie einführte, aus der sie nun nicht wieder verschwand.
Die weitere Verwertung der von Peurbach und Regiomon
tanus gegebenen Anregungen, nämlich die Herstellung noch
ausgedehnterer und genauerer Tafeln und den damit zusammen
hängenden Ausbau der Trigonometrie, verdankt man nament
lich Koppernikus (1473 — 1543), der die Sekante in die
Wissenschaft einführte*), Rhäticus (1514—1576), dem Freunde
und Schüler des Koppernikus, Pitiscus (1561—1613), Joost
B ü r g i (1552—1632), der die erste. Logarithmentafel herstellte
und Kapier (1550—1617), der, unabhängig von Bürgi und
fast gleichzeitig mit diesem, ebenfalls die Logarithmen ent
deckte; ferner den gleichfalls um die logarithmische Rech
nung hochverdienten Mathematikern . Briggs (1556 —1630)
und Vlacq (1600—1667) und namentlich auch Johannes
Kepler (1571—1630). Auf alle diese können wir hier nur
kurz hin weisen, um uns nicht allzu sehr von unserem Thema
zu entfernen**).
Kehren wir zu dem Probleme von der Quadratur des
Zirkels zurück, so haben wir aus der Zeit der Renaissance
kurz noch folgende Erscheinungen zu erwähnen***). Lu ca
Paciuoli (ungef. 1445—1514), als Mitglied des Pranziskaner-
ordeus Fra Lu ca di Borgo genannt, berechnete in seinem
Werke „Summa de Arithmetica Geometria Proportioni et Pro
portionalität ähnlich wie Archimedes mit Hülfe des 96-Eckes
die Verhältniszahl 3 * • Sein unsterblicher Freund Lionardo,
da Vinci (1452—1519) stellte die Quadratur des Kreises da-
*) Cantor II, pag. 433—434.
**) In bezug auf die Genannten siehe die ausführliche Darstellung
in Wolf I., pag. 68 — 76 und 169 —175. Von Yieta, der hier auch zu
nennen gewesen wäre, wird noch weiter unten besonders die Rede sein.
***) Cautor II, pag. 303; 276—277; 427; 352—354; 344—348; 356—358.