§ 15. Die endgültige Erledigung des Problems etc.
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Aber durch den Lindemann’schen Satz, dafs die Zahl %
transzendeut ist, wird die Frage nach der Quadratur des Zir
kels in einem unendlich viel weiteren Umfange beantwortet,
als sie ursprünglich gestellt war: Die Quadratur des Zirkels ist
nicht nur unmöglich, wenn als konstruktive Hülfsmittel nur
Zirkel und Lineal zugelassen werden, sie ist auch unausführ
bar, wenn bei der Konstruktion überhaupt nur algebraische
Kurven und Flächen zur Anwendung kommen sollen. Denn
eine Konstruktion mit diesen ganz allgemeinen Hülfsmitteln
würde zwar nicht mehr wie früher zu einer Kette von qua
dratischen Gleichungen führen, aber doch immerhin zu einer
Kette von algebraischen Gleichungen, durch welche dann wieder
die zu konstruierende Zahl als eine notwendig algebraische be
zeichnet würde. Jene Möglichkeit ist also für die transzendente
Zahl n ausgeschlossen.
Im Jahre 1885 hat dann Herr Weierstrafs, ohne Vor-
aussetzuug der Hermite’schen Abhandlung, die Lindemanuschen
Sätze auf einem verhältnismäfsig einfachen Wege, aber mit Bei
behaltung der leitenden Grundgedanken aufs neue abgeleitet
und begründet*).
Zu diesem Zwecke bewies er zunächst mit Hülfe der In
tegralrechnung den folgenden Satz:
„Es sei f{£) eine ganze Funktion {n -|- l) ten Grades der Ver
änderlichen z mit gegebenen ganzzahligen Koeffizienten, die
so beschaffen sind, dafs die Gleichung
f(?) = 0
(n -j- 1) von einander verschiedene Wurzeln hat, welche mit
? • • •
bezeichnet werden mögen. Alsdann läfst sich, nach Annahme
einer beliebig kleinen positiven Gröfse d, auf mannigfaltige
Weise ein System von (n -j- 1) ganzen Punktionen
0o 0); 0i 0), ■ • • 0«O)
des Argumentes # von nicht höheren als dem n ten Grade, deren
Koeffizienten sämtlich ganze Zahlen sind, so bestimmen, dafs
erstens jede der Differenzen
*) Berichte der Berliner Akademie (1885): Zu Lindemann’s Abhand
lung „Über die Ludolph’sche Zahl“.
Kudio, Kreismessung.
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