§ 20. Interpolation.
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selber auf die gleiche Darstellu'ngsweise der Functionen durch Isoplethen,
der letztere ferner auf das Strecken der Isoplethen (1842) und den
logarithmischen Maassstab für die Argumente seiner Tafeln. Weniger
glücklich als in der Wahl seiner Methode scheint er in der Wahl ihrer
Benennung gewesen zu sein. Er gab ihr den Namen der „anamorphischen
(verwandelnden) Geometrie“, weil sie es vermöge, von vornherein die
Form festzustellen, welche die Isoplethen auf irgend einer Oberfläche
annehmen sollen, sei es nun die von Geraden oder beliebigen Curven,
indem sie das Gesetz bestimme, nach welchem die Coordinaten getlieilt
werden müssen. Den stolzen Namen einer „Geometrie“ verdiente La-
lanne’s Verfahren aber erst dann, wenn es einen ganz allgemeinen Weg
zeigte, die Eigenschaften der Baumgebilde oder der Functionen über
haupt zu untersuchen. Das leistet Lalanne’s „anamorphische Geometrie“
bis jetzt noch nicht, wenn es ihr auch zuweilen gelingt, eine besondere
Eigentlmmlichkeit einer Function auf kürzerem Wege zu finden, als es
die höhere Geometrie und Analysis vermag. Lalanne’s Verfahren ent
hält vielmehr blos eine besondere Methode der Flächen - Abbildung
räumlich aufgefasster Functionen von drei Variabein, und darauf beruht
ihre Verwandtschaft mit Mercator’s Projection, welche Lalanne selbst
erkennt und hervorhebt, weil auch diese einen speciellen Fall der Ab
bildung krummer Oberflächen vertritt, eines Problèmes, dessen Aus
bildung wir hauptsächlich den deutschen Mathematikern G. Mercator (-j* zu
Duisburg 1594), Lambert (-¡* zu Berlin 1777) und F. Gauss (f zu Göttingen
1855) verdanken. Es ist darum zu vermuthen, dass Lalanne’s Ver
zeichniss seiner Vorläufer noch nicht vollständig ist, sondern noch durch
deutsche und englische Mathematiker verstärkt werden muss.
Cap. IV. Genauigkeit der Schichtentafeln*).
§ 20. Interpolation.
Jedem Zeichner ist die Einschaltung von Bruchtlieilen der Einheit
auf getheilten Scalen geläufig. Dass man auch auf ungleich getheilten
Scalen mit der proportionalen Einschaltung ausreichen kann, ist schon
im § 9 betont worden. Auf den Scliiclitentafeln muss die Interpolation
der Einheiten des Coordinatennetzes durch Abschätzung nach dem
Augenmaass geschehen und der Fall, wo einzuschaltende Punkte auf
eine ausgezogene, nicht blos gedachte Gerade treffen, wird der seltenere
sein. Dennoch lehrt die Erfahrung, dass, wenn eine feine Marke, etwa
eine Bleistiftspitze, ein Bleistifttupf oder ein (gefärbtes) Strichkreuz auf
*) Kann unbeschadet dos Zusammenhanges vorläufig übergangen werden.