Zweiter Abschnitt.
Verwendung* von Schichtentafeln bei Aneroidmessungen.
Seit Erfindung der Aneroide oder Eederbarometer haben baro
metrische Höhenmessungen grössere Wichtigkeit erlangt als je zuvor.
Während man dieselben vormals fast nur zur Ermittelung bedeutender
Höhenunterschiede anwandte, für welche sich die umständliche Aufstellung
und Anwendung des Quecksilber-Reisebarometers wenigstens lohnte, hat
sich jetzt dieser Methode der Bahnbauingenieur zu seinen Vorarbeiten
bemächtigt und die Erfahrung gemacht, dass das Aneroid gerade kleine
Höhendifferenzen mit einer Genauigkeit angibt, welche im Verein mit
seiner raschen Wirksamkeit vortreffliche topographische Grundlagen für
die erste vergleichende Beurtheilung concurrirender Bahnprojecte liefern
kann. In erstaunlich kurzer Zeit werden weite Flächen einer General
stabskarte oder eines Katasterplanes mit den nöthigen Höhenangaben
zur Construction von Horizontalcurven bedeckt, so dass mit geringeren
Kosten weit grössere Strecken in den Bereich der Voruntersuchung
gezogen werden als bei Anwendung irgend einer anderen Nivellirmethode,
die Auswahl der günstigsten Linie also unter einer grösseren Zahl von
Projecten getroffen werden kann. Nicht minder werthvoll ist das kleine
Dosenbarometer dem Bergsteiger, der es mit der nöthigen Umsicht an
wendet, und es kann nicht fehlen, dass die Geographie, seitdem sich die
Freiwilligencorps der Alpenvereine mit Aneroiden bewaffnet haben, jetzt
im Laufe weniger Jahre eine ebensogrosse Ausbeute zuverlässiger Höhen
angaben über Berggipfel und Thäler bezieht, als früher in Jahrzehnten.
Bei einem so ergiebigen Messverfahren ist jede kleine Erleichterung
der Aufnahme oder Berechnung wichtig, und diejenigen Vortheile, welche
die Anwendung von Schichtentafeln gewährt, machen sich bei jeder ein
zelnen Messoperation eindringlich geltend. Um sie in das rechte Licht
zu stellen, soll die Methode der barometrischen Höhenmessung nebst
ihren theoretischen Grundlagen kurz, aber im Zusammenhang hier vor
getragen werden.