Full text: Abbildungen geodätischer Instrumente

6* 
§ 2~. Röhrenkompafs von Hildebrand & Schramm. 
43 
welches dicht hinter der Tragspitze am Röhrendeckel angeschraubt ist, ein reelles, 
verkehrtes Bild der nördlichen Nadelspitze auf der vorhin erwähnten Glasskala 
entwirft. 
Dies Objektiv, die Lupe und die Mittelmarke der dazwischen liegenden Glas 
skala bilden ein Fernrohr mit vertikaler Visierebene, das auf die nördliche Nadel 
spitze eingestellt werden kann. Geht die lotrechte Verbindungsebene der beiden 
Nadelspitzen durch den optischen Mittelpunkt des Objektivs, dann wird auch das 
südliche Ende die Mittelmarke decken, wenn das nördliche eingestellt ist. Denken 
wir uns jetzt die eben bezeichnete lotrechte Ebene nach Westen verschoben (als 
Folge einer eingetretenen Excentrizität des Auflagerpunktes der Nadel), so er 
scheint das Südende westlich, das Nordende um gleich viel östlich von der Mittel 
marke. So also mufs umgekehrt der Kompafs eingestellt werden, damit das Fern 
rohr in immer gleichem magnetischen Azimut steht. Man sieht hieraus auch, 
dafs eine einzige Marke nicht dieselbe Uebersicht gewährt, wie eine Skala. Ein 
Milchglasdeckel am Nordende kann sowohl als Blende wie als Beleuchtungsspiegel 
gebraucht werden. 
Die Lupenfassung ist ähnlich gebaut, wie das Okular eines Fernrohrs. Ein 
Auszugrohr bewegt die Skala gegen das südliche Nadelende vor und zurück, und 
wird durch die beiden Schräubchen bei ab in Figur 2 festgeklemmt, sodafs sie 
das Südende der Nadel nicht völlig berührt. Auch das Objektiv gestattet eine 
kleine Verschiebung in der Längsrichtung der Röhre, damit das Bild der Nord 
spitze auf die Skala fällt. Nach dem Festklemmen des Auszugrohres bleibt die 
Doppellupe in besonderem Röhrchen verschieblich, um die Skala jedem Auge 
deutlich zu zeigen. Der Schnitt nach ab stellt dar, wie vor dem Festklemmen 
des Auszuges die Skalenstriche lotrecht gestellt werden können. 
Handelt es sich darum, was indessen hauptsächlich nur für Grubentheodolite 
von Wert ist, die Visierebene des Theodolitfernrohres und die des Kompasses 
zusammenfallen zu lassen oder parallel zu stellen, so bedarf es einer Verdrehung 
der Röhrenachse in Azimut. Grob ist dies auf der Unterlagsplatte der Röhre 
möglich, wenn die zwei in Figur 1 sichtbaren Verbindungsschrauben gelöst 
werden, und fein mittelst der beiden rundköpfigen Schräubchen (Figur 2 und 3), 
welche das Okular mit der Flansche am Südende verbinden. Erwähnt sei noch, 
dafs die Platte am Nordende mit den beiden aufrecht stehenden vierkantigen 
Stiften zwei Anschläge für die Magnetnadel herstellt. 
Die besonders feine Art, wie dieser Röhrenkompafs und mit ihm das Fern 
rohr in ein konstantes magnetisches Azimut eingestellt werden kann, giebt der 
Orientierung des Theodolits durch die Magnetnadel einen höheren Wert, als bei 
Anwendung von gewöhnlichen Kastenbussolen. 
Nicht unerwähnt sei eine ähnliche Konstruktion von SANGUET in Paris, 
welche durch eine Lupe das Nordende der Nadel direkt, das Südende gleichzeitig 
in einem durchbrochenen Spiegel beobachtet, der über der Tragspitze aufgestellt 
ist. Die HlLDEBRAND’sche Einrichtung gestattet jedoch eine stärkere Vergröfserung 
für die Okularlupe.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.