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Kap. VIII. Kippregeln.
Kapitel VIII.
Kippregeln.
(Lichtdrucktafeln 11 und 32.)
§ 28.
Einfache Kippregel von O. Fennel (Tafel 32). Eine Kippregel, welche allein
zum Herstellen eines Lageplanes des Geländes auf dem Meistisch dienen soll,
mufs folgende Bedingungen erfüllen. Sie mufs eine jederzeit lotrechte Visierebene
besitzen, die durch die Linealkante oder dieser parallel geht, unabhängig von den
Neigungen des Tischblattes; sie muls lang genug sein, das Tischblatt nach allen
Richtungen zu übergreifen, damit man Anschnitte an den Rändern ziehen kann;
sie mufs durch ihre Reibung auf dem Tischblatt, ohne das Papier zu beschmutzen,
dem Winddruck widerstehen und darf doch nicht zu schwer sein, sodafs ihre
Last das Tischblatt aus seiner Lage bringt.
Der letzten Bedingung genügt die allenthalben hohle oder durchbrochene
Form der Kippregelteile, wie namentlich Figur 1, 5 und 6 sie zeigen, derart dafs
die ganze Kippregel mit Orientierkompals nur 2 kg wiegt. Die Reibung be
schränkt sich auf neun nach unten ein wenig hervortretende Elfenbeinplättchen,
die hinter der Linealkante angeschraubt sind, und auf den Kugelabschnitt aus
Elfenbein, mit dem die Stellschraube gegenüber der Linealkante sich auf die
Papierfläche stützt. Hierüber giebt Figur 1 und 5, bei aufmerksamem Betrachten
auch 2 und 6, genügende Auskunft. Die Länge der Linealkante beträgt 70 cm
und reicht für mittlere Tischblätter aus. Der bequemen Handhabung wegen sind
zwei Griffe von der Form der Schraubenköpfe auf der Linealfläche aufgeschraubt
(Figur 2 und 6).
Wichtiger als alles dies ist die zuerst genannte Hauptbedingung, daß die
Visierebene jederzeit lotrecht gestellt werden kann. Aus ihr erklären sich die
Einstell- und Justiervorrichtungen der Kippregel. Damit die Visierachse eine
Ebene beschreibt, mufs sie normal zur Kippachse stehen, also gegen diese
justierbar sein. In der That können zwei Schräubchen das Diaphragma rechts
und links schieben und so den „Kollimationsfehler“ beseitigen. Um die Kipp
achse wagrecht zu stellen, dient die bereits erwähnte Stellschraube im Lineal mit
elfenbeinernem Fufs. Als Zeichen der Wagrechtstellung der Kippachse soll die
kleine Röhrenlibelle, deren Achse jener parallel läuft, einspielen. Achse für die
Drehbewegung, welche die Stellschraube vermittelt, müfste die Schnittlinie der
Papierfläche und Visierebene sein. Bei unserer Kippregel ist es, kaum minder
vorteilhaft, eine dicht daneben liegende Linie, welche durch die Vorderkante sämt
licher Elfenbeinplättchen geht. Auf den Vorzug dieser Bauart vor anderen ist in
des Herausgebers Prakt. Geom. I, S. 333 hingewiesen.
Nicht allzu wichtig ist der Parallelismus der Visierebene mit der Lineal
kante; er lälst sich nach Lockerung dreier Schrauben, welche das Lineal mit der
Tragsäule verbinden, durch grobe Drehung der letzteren aus freier Hand be
wirken.