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Viertes Kapitel.
Es kann hier nicht weiter auf die Vertikalschraffenmanier eilige-
gangen werden, nur sei noch erwähnt, dafs auch die Breite und
Länge der SchrafFen seihst, sowie ihre Richtung durchaus nicht
willkürlich gewählt werden darf. 1 ) Stets müssen, damit die
SchrafFen gezeichnet werden können, die Niveaulinien im voraus
auf die Karte gezogen werden, um nachher wieder entfernt zu
werden. 2 ) Streng genommen besteht die Lehmannsche Theorie
heutzutage nur noch dem Namen nach, indem die modernen
Schraffenkarten schon lange nicht mehr den Grundsätzen ent
sprechen, welche für diese Theorie mafsgehend sind. Man hat
vieler Orten die Skala Lehmanns durch eine arithmetische ver
drängt, also die Theorie der senkrechten Beleuchtung nicht
mehr verwendet. 3 ) Stets aber handelt es sich hei der prak
tischen Verwertung der Vertikalschraffen, vor allem was die
Darstellung der allmähligen Übergänge in Richtung, Länge und
Dicke der SchrafFen betrifft, um eine Kunstleistung, ja diese
1) Bei der preufsischen Landesaufnahme kommen bei Zeichnungen
im Mafsstabe von
1
1
1
1
12500
25 000
50000
100000
18 Striche auf 1 cm,
20
26
34
11 11 11 }
11 11 11 1
11 11 11 '
2) Es sei hier hingewiesen auf die Untersuchungen Peuckers
(Schattenplastik, 1. c., S. 36 ff.) betreffs der plastischen Wirkung der
Lehmannschen Darstellungsart. Es wird von ihm nachgewiesen, dafs „je
mehr sich ein Gebiet im Charakter seiner Bodenform dem Typus eines
Plateaugebirges nähert, desto anschaulicher seine Plastik durch die Leh
mannsche Schraffierung auf der Karte zur Darstellung gelangen wird“,
dafs sie andererseits desto weniger zur Geländedarstellung geeignet ist,
je mehr sich „die Unterschiede im Grade der Böschungen ausgleichen, je
mehr die Verschneidungen gleichartiger Böschungsfiächen ihren selb
ständigen Charakter verlieren und für die Anschauung zu Linien und
Punkten zusammenschrumpfen.“
3) Ausführlicheres bei J. und M. Tschamler, Das Kartenlesen
und die Blankettkarte im geographischen Unterrichte,
Berlin 1897, sowie in dem Beitrag derselben Verfasser, Die Normal-
Schraffenskala, in der Zeitschrift für Schul - Geographie,
Jahrg. XX (1898), S. 33 ff. Die Vorteile der Normalskala oder einer dieser
nahekommenden arithmetischen Skala werden von ihnen klar gemacht
und für die auf ihr basierten Karten die Bezeichnung „geometrisch
schraffierte Karten“ gewählt.