332
E i n 1 e i t li n g.
A
Die Erkundung des Wesernetzes fand in dem Jahre 1883 durch
den damaligen Hauptmann und Vermessungsdirigenten Gaede statt (vergl.
dessen auf Seite 9 angeführte Abhandlung). Es konnten hierbei die
Vorgänge von älteren Triangulirungen (siehe unter Nr. 4) benutzt werden;
doch gewährten diese aus den bereits auf Seite 11 auseinandergesetzten
Gründen eine Erleichterung nicht. Die günstige Gestaltung der Dreiecke,
welche trotz der für Erkundungszwecke meist unvortheilhaften Gelände
verhältnisse in dem kurzen Zeitraum eines Sommers festgestellt wurde,
verdankt das Wesernetz .vielmehr lediglich der sachgemäfsen Ausnutzung
der früheren Erfahrungen auf dem Gebiete der Erkundung und der
energischen Anwendung der verfügbaren Mittel, im Besonderen der aus
giebigen Verwerthung hoher Umschaugerüste und der sorgfältigen Samm
lung und Sichtung des gesammtcn im Laufe der Arbeit gewonnenen
Materials an Beobachtungen und Rechnungen.
Um die für eine günstige Konfiguration erforderlichen Dreiecks
verbindungen zu erzwingen, bedurfte das Wesernetz einer unverhältnifs-
mäfsig grofsen Anzahl hoher und schwieriger Bauten, sowie mehrerer
Durchhaue von aufsergewöhnlicher Ausdehnung und Kostspieligkeit. Für
das Hauptnetz waren allein 6 Hochbauten von mehr als 20 Meter Höhe
(darunter Signal Woepse mit 23,0 m Beobachtungshöhe und 27,2 m Leucht
höhe, Signal Langwarden mit 30,3 m Leuchthöhe), 5 Hochbauten von 10
bis 20 Meter Höhe und erhöhte Leuchtstände auf 6 Thurmstationen noth-
wendig. Die wichtige Verbindung zwischen den Stationen Winnefeld und
Wittekind vermochte nur durch Leuchtgerüste von 29 Meter Höhe auf
beiden Punkten geschaffen zu werden.
Gröfsere Durchhaue kamen in dem Wesernetz behufs Freilegung
der Richtungen Brake-Bremen, Bremen-Wildeshausen, Wildeshausen-Cloppön-
burg und Wildeshausen-Oldenburg zur Ausführung. Der bedeutendste
derselben hinsichtlich der Ausdehnung und des Aufwandes an Arbeits
kräften und Geldmitteln war der Durchhau Brake-Bremen, welcher in
der Skizze 14 gezeichnet ist. Seine Herstellung erfolgte im Jahre 1885
auf die in der Abhandlung von Erfurth: „Technischer Betrieb der Feld
arbeiten n. s. w.“ (siehe Seite 3) dargestellte Weise. Die Verbindung
Brake-Bremen war für den Abschlufs des Polygons um Bremen von
hervorragender Wichtigkeit und mufste daher mit allen Mitteln betrieben
werden. Nach den erstmaligen Erkundungen zeigte sich, dafs das
Hindernifs für die Sicht zwischen den beiden Stationen etwa auf halbem
Wege zwischen denselben zu suchen war, wo kleine Erhebungen quer zu
der Richtung wegstreichen; die nähere Erkundung ergab dann aber, dafs
nicht Gelände, sondern lediglich die Bewachsung mit 30 bis 40 Meter