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Einleitung.
An Instrumenten kamen lediglich die beiden 27 cm Theodolite
Nr. IV und V von Wanschaff zur Benutzung, welche im Frühjahr 1889
geliefert worden sind und seitdem in erster Linie als Gebrauchs-Instrumente
bei der Haupttriangulation dienen (sieh„Hauptdreiecke“, VII.Theil, Seite4).
Beide Instrumente sind in Bezug auf Bauart und Leistungen durch
aus gleichartig, so dafs die mit ihnen ausgeführten Beobachtungen un
bedenklich als gleichgewichtig angesehen und behandelt werden konnten.
Der wesentlichste Unterschied der beiden Wanschaff sehen Theodolite
Nr. IV und V gegenüber den älteren Gebrauchs-Instrumenten der Haupt
triangulation, namentlich den beiden Theodoliten Nr. I und II von Pistor
und Martins, besteht in einem gröfseren und stärkeren Fernrohr. Dasselbe
hat 650 mm Brennweite und 61 mm Objektiv-Öffnung. Von den drei
beigegebenen Okularen mit 42-, 62- und 72facher Vergröfserung (Hellig
keit bezw. gleich 0,836, 0,366 und 0,271) hat sich das mittlere zur Ein
stellung von Heliotropenlicht, das schwache zur Einstellung von körper
lichen Zielen als das unter gewöhnlichen Verhältnissen geeignetste heraus
gestellt. Ein besonderer Okularauszug mit beweglichem Vertikalfadenpaar
und Ablese-Vorrichtung behufs Wiederholung einer Visur ohne Änderung
der Alhidade und Verringerung des Einstellungsfehlers bei einer einfachen
Beobachtung konnte bei den eigentlichen Dreiecksmessungen aus praktischen
Gründen bisher nicht zur Verwendung gelangen.
Der um die Achse bewegliche Horizontalkreis hat 272 mm Theilungs-
durchmesser und ist auf dem eingelegten Silberring mit feiner 5 Minuten-
Theilung versehen. Eine am äufseren Messingrande angebrachte grobe
Theilung von 1 / 3 zu x / 3 Grad gestattet im Verein mit einem fest
zuklemmenden Zeiger einen schnellen und bequemen Wechsel der
Kreisstellung.
Die feine Theilung der beiden Theodolite ist im März 1891 einer
genauen Untersuchung auf dem Kreistheilungsuntersucher 2 ) der Trigono
metrischen Abtheilung unterworfen worden. Für jeden Kreis wurden hier
bei aus sechs Gruppen von Beobachtungen die Strichkorrektionen — oder
richtiger gesagt die Korrektionen des Mittels zweier diametral gegenüber
liegenden Striche — von 3 x / 3 zu 3 x / 3 Grad bestimmt. Die Anordnung des
angewandten Messungsverfahrens ist dargelegt in: „Untersuchung von
Kreistheilungen mit zwei und vier Mikroskopen von 0. Schreiber, Oberst
und Chef der Trigonometrischen Abtheilung der Königlich Preufsischen
2 ) Die ursprüngliche Konstruktion dieses Instruments ist beschrieben in: „Bericht über
die wissenschaftlichen Instrumente auf der Berliner Gewerbe-Ausstellung im Jahre 1879,
herausgegeben von Dr. Löwenherz. Berlin, 1880.“
In neuerer Zeit hat der Kreistheilungsuntersucher, namentlich in Bezug auf Beleuchtung-
erhebliche Verbesserungen durch General Schreiber erfahren.