Full text: Das perspektivische Zeichnen

Schatten. 
Es erübrigt uns noch, die Hanptgesichtspunkte für die Darstellung 
der Schatten auseinanderzusetzen. 
Was die Construktion derselben betrifft, so haben wir schon oben 
angegeben, wie solche ans dem geometrischen Grundplan und Aufriß in die 
perspektivische Bildfläche überzutragen sind. 
Die Hauptquelle des Lichts ist die Sonne und die Sonnenbelenchtnng 
kommt bei bildlichen Darstellungen auch fast allein in Betracht. Da die 
Erde und die auf ihr befindlichen Dinge verschwindend klein gegen die 
Größe des Sonnenkörpers erscheinen, so sind wir berechtigt, die Lichtstrahlen 
als unter sich parallel anzunehmen, obwohl sie in Wirklichkeit die Lage von 
Halbmessern einer Kugel, des Sonnenkörpers haben. 
Jedermann weiß, daß immer nur ein Theil eines Körpers von den 
Lichtstrahlen getroffen oder beleuchtet wird und daß somit der, der Richtung 
der Lichtstrahlen entgegengesetzte Theil desselben unbeleuchtet, dunkel bleibt, 
oder wie man sagt: im Schatten liegt. Ebenso wird der beleuchtete 
Körper einem entsprechenden Theil eines hinter ihm liegenden Körpers oder 
Raumes, z. B. des Fußbodens das Licht abschneiden oder einen Schatten 
werfen, dessen Größe wesentlich von der Neigung der Lichtstrahlen gegen 
die beschattete Fläche abhängt*). 
An sich bedeutet also Schatten einen völligen Mangel an Licht oder 
absolute Dunkelheit und müßte als tiefstes Schwarz erscheinen. In Wirklichkeit 
ist dem aber nicht so; denn in Folge der Eigenschaft unserer atmosphärischen 
*) Im Winter sind bei uns die Schatten länger als im Sommer, des Morgens 
und Abends länger als Mittags, innerhalb der Wendekreise kurzer als nördlich und 
südlich derselben. 
Klette, Das perspekt. Zeichnen. 
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