Buschberg.
Beobachtungen.
149
Einleitung.
Mit KunÖtickä hora und Rapotic in derselben, längs des Wiener Meridians sich erstreckenden
Dreiecks-Kette liegend und mit diesen beiden Punkten fast gleich große Amplituden-Bögen begrenzend,
bildet der trigonometrische Punkt Buschberg in Niederesterreich einen dritten für die Zwecke der Breiten-
Gradmessung im Wiener Meridian günstig situirten Beobachtungspunkt und ist deshalb von den öster
reichischen Bevollmächtigten der europäischen Gradmessung als astronomische Station zweiter Ordnung
fürgewählt worden.
Der Punkt ist in nördlicher Richtung etwa 60 km von Wien entfernt, liegt 492 m über der Adria und
ist der höchste Gipfel eines kahlen, von N nach S streichenden, die sogenannten Leisser Berge zusammen
setzenden Rückens, welcher sich aus dem Hügel- und Berglande des Ernstbrunner Waldes erhebt. Der
Buschberg ist den West- und Nordwest-Winden sehr ausgesetzt, welche, indem sie die kahlen Hänge
hinaufsteigen, auf der Spitze oft mit sturmartiger Gewalt auftreten.
In der That hatten auch die Beobachtungen unter Ungunst der Witterung zu leiden.
Der Beobachter, Oberlieutenant (jetzt Oberst) Robert v. Sterneck (dem Schiffsfähnrich Constantin
v. Pott durch einige Zeit assistirte) hat die Observationen am 22. September 1867 begonnen und bis
2. November fortgesetzt. Während dieser ganzen Periode hat man nur an 11 Tagen Beobachtungen
ausführen können, und auch an manchem dieser Tage konnten dem meist bedeckten und bewölkten
Himmel unter Aufbietung der grössten Ausdauer nur wenige vollständige Beobachtungssätze abgewonnen
werden. Man musste sich daher mit den Polhöhen-Bestimmungen, die nach beiden Methoden ausgeführt
Avurden, begnügen, und die Ergänzung der Azimuth-Messungen, welche nur unvollständig gelungen waren,
einem späteren Zeitpunkte Vorbehalten.
Dieser war im Jahre 1882 herangekommen, wo der Buschberg von der aus Böhmen zurückkehrenden
astronomischen Abtheilung wieder besucht wurde. Die Beobachtungen fanden aber auch in diesem Jahre
unter keineswegs günstigeren Witterungsverhältnissen statt als im Jahre 1867. Es wurde daher der Plan,
die Polhöhenbestimmung zu wiederholen, fallen gelassen und man war zufrieden, nach einem 15tägigen
Aufenthalte auf der Station (vom 27. Juli bis 12. August) 24 Sätze Azimuth gemessen zu haben, welche
nicht einmal auf Früh- und Abendbeobachtungen gleichmässig vertheilt werden konnten, weil der Poiaris
am Morgen gewöhnlich hinter Wolken stand.
So sind denn die Beobachtungen auf Buschberg zwar insoferne gelungen, als zwei nach verschiedenen
Methoden ausgeführte Polhöhen-Bestimmungen und die Azimuthmessung einer Dreiecksseite vorliegen;
allein diese Bestimmungen sind nicht einheitliche, d. h. sie beziehen sich, periodische und seculäre Lagen
veränderungen des Poles vorausgesetzt, auf verschiedene Momentan-Lagen des Poles.
Es findet also ein ähnliches Verhältnis wie bei Kunetickä hora statt.