Neretein.
Beobachtungen.
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Daraus lassen sich, hei der Annahme des Näherungswertes
49° 35' 10"
für die Polhöhe, die beiden Systeme von Normalgleichungen aufstellen:
aus den Morgenbeobachtungen: aus den Abendbeobachtungen:
+ 12. A cp -f- 1.399. 6 — 30'-' 58 — 0 | + 12. A cp + 0.868. b — 20 "78 = 0
-f 1.399 A cp + 3.395. b— 12-'80 = 0 I + 0.868 Acp = 4.358. b — 11 *06 = 0
Ihre Auflösung führt auf die Werte-Paare:
A cp = -f- 2 '•' 22, und Acp = -f- 1 '•' 57
b= + 2 1 '86, b=-f- 2"23
deren Einsetzung in die Bedingungsgleichungen für den wahrscheinlichen Fehler eines Doppelsatzes der
Morgenbeobachtungen ± 0'-'46 und der Ahendbeohachtungen ± 0 40 ergibt.
Es scheinen sich hier also, gleichwie auf der Station Rossberg, die Ahendbeohachtungen unter etwas
günstigeren Verhältnissen wie die Morgenbeobachtungen abgewickelt zu haben. Berücksichtigt man die
Gewichte, mit denen die Unbekannten A cp und b aus den Normalgleichungen hervorgehen, so ergeben
sich die Polhöhen-Besultate mit ihren wahrscheinlichen Fehlern, wie folgt:
aus den Morgenbeobachtungen cp = 49° 35' 12'-'22 ± 0"14
„ „ Abendbeobachtungen cp = 49° 35' 11*57 + 0*12
Die Differenz beider Werte im Betrage von 065 scheint auf einen kleinen systematischen Fehler
hinzuweisen, der indes kaum mit den verschiedenen Stundenwinkeln, unter denen die Beobachtungen
des Polarsternes stattfanden, im Zusammenhänge stehen dürfte, denn diese fallen bei dieser Station nahe
in die beiden Culminationen des Sternes. Dagegen dürfte, von systematischen Declinations-Differenzen
der benützten Sterne abgesehen, der Grund in Befractions-Anomalien zu suchen sein, die hier umsomehr
zu Geltung kommen konnten, weil bei der Auswahl der Sterne auf ein vollständiges Abgleichen der nörd
lichen und südlichen Zenith-Distanzen verzichtet werden musste. Damit stehen auch die beiden Werte für
die Biegung des Fernrohres b im Einklänge, die gleichfalls eine Differenz von 0*43 aufweisen.
Das arithmetische Mittel aus beiden Angaben dürfte von dem größten Theile dieser Anomalien frei
sein und gibt für die Polhöhe der Station Neretein aus Circummeridian-Zenithdistanzen den Wert:
= 49° 35' 11 "89 ± 0*22
dessen wahrscheinlicher Fehler, ohne Rücksicht auf die wahrscheinlichen Fehler der Sternpositionen,
lediglich aus der Differenz der Einzelwerte abgeleitet ist.