IX
Die zweite Hauptaufgabe auf jeder Station: die Bestimmung des astronomischen Azimuthes einer
Dreiecksseite, konnte nur in seltenen Fällen so gelöst werden, dass man den benachbarten Fixpunkt
directe mit dem Polarstern in einem Satze eingestellt hat. AVo die Azimutfimessungen so glatt von Statten
giengen, sind die Beobachtungen, ihre Beductionen und die Ableitung der einzelnen Satzwerte in der
Tabelle VI enthalten. In den Tabellen VII und VIII aber ist — ähnlich wie bei den Circummeridian-
Beobachtungen — die Zusammenstellung der Einzelwerte nach Früh- und Abendmessungen enthalten
und die Vereinigung je zweier Beobachtungssätze in einen Doppelsatz ä 2 Doppeleinstellungen mit um
90° verschiedenen Kreisstellungen vorgenommen.
Das arithmetische Mittel aus den Mittelwerten der Tabellen VII und VIII gibt dann sofort das
Besultaf, d. i. das beobachtete Azimuth der Dreiecksseite. An dieses sind noch die Reductionen ad Centrum
und ad Axe anzubringen — falls Standpunkt und Zielpunkt nicht mit den trigonometrischen Punkten
zusammenfielen — um den Endwert der Beobachtungen: das Azimuth der Dreiecksseite zu bekommen.
Manchmal war die Anzahl der Morgen- und Abendsätze sehr verschieden, dann ist statt des einfachen
arithmetischen Mittels aus den Werten der Tabellen VII und VIII ein Mittelwert nach Gewichten gebildet
worden.
Häufig ist bei den Beobachtungen statt des benachbarten Dreieckspunktes eineMire eingestellt worden.
Hier geben die Tabellen VI, VII und VIII das Azimuth dieses Hilfspunktes und die hinzugefügteTabelleIX
den Winkel zwischen Mire und Dreieckspunkt. Bei der Ableitung des End wertes des Azimuthes
ist dieser Winkel im nöthigen Sinne zum Azimuth der Mire hinzugezählt und so das beobachtete Azimuth
der Dreiecksseite erhalten worden. Dieses ist dann wieder zu centrieren, wenn Standpunkt und Zielpunkt
excentrisch waren.
In anderen Fällen sind die Messungen eombiniert worden, indem man bei einzelnen Sätzen eine
Mire, bei anderen den Nachbarfixpunkt selbst pointiert oder gar zwei Miren benützt hat. Dass da auch
die Winkel zwischen diesen Objecten gemessen wurden, ist selbstverständlich.
Diese combinierten Messungen haben immer nur dann stattgefunden, wenn wegen ungünstiger
Witterungsverhältnisse oder aus anderen zwingenden Gründen der normale Vorgang bei den Beob
achtungen nicht eingehalten werden konnte. Dann hat auch die regelmäßige Verstellung des Kreises oder
die gleichmäßige Vertheilung der Messungen auf Früh- und Abendstunden unterbleiben müssen.
Daher entfallen in solchen Fällen die Tabellen VII und VIII, während die Tabelle Vi, wie früher,
alle beobachteten Azimuthsätze bringt. In einer auf sie folgenden Tabelle VII aber findet man alle auf
der Station gemessenen Azimuthe und Winkel zusammengestellt (siehe Station Tillenberg). Um dem
Schlusswerte des beobachteten Azimuthes ein höheres Gewicht zu bewahren, sind alle diese Messungen
einer Ausgleichung nach Winkeln unterzogen worden, wie dies in ähnlicher Weise durch die Stations
ausgleichung auf geodätischen Hauptpunkten geschieht. Die Normalgleichungen und ihre Auf lösung stehen
am Fuße der Tabelle VII und der so gefundene Wert des beobachteten Azimuthes braucht wieder nur
centriert zu werden, um den Endwert des Azimuthes zu liefern. Aus den bei den Circummeridian-
Beobachtungen und bei den Azimuthmessungen angeführten Differentialausdrücken ist zu ersehen, dass
durch die Art der Beobachtung (Morgen- und Abendmessungen) der Einfluss eines Fehlers in der
angenommenen Rectascension und Declination von a Ursae minoris auf ein Minimum reduciert wurde.
Hinter den Tabellen folgt bei jeder Station eine graphische Skizze, aus welcher die Reductions-
elemente und die Richtungen nach den pointierten Punkten zu ersehen sind. Daselbst sind auch die
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