Full text: Deutsche Baumeister als Beauftragte ihrer Zeit

tische Lebensform noch nicht wollten, sondern Hof und Dorf vorzogen. 
In der Folge ist die Zeit der Völkerwanderung, in der die Goten, 
Burgunder und Langobarden nach Süden zogen und die Sachsen westlich 
der Elbe ein Reich bildeten, nach deren Abschluß die einzelnen Stämme 
erst endgültig seßhaft wurden und die Bildung von Nationaliäten sich 
ankündigte, den Deutschen zu einer Epoche jungen Heldentums geworden. 
In Begebenheiten dieser Jahrhunderte wurzeln Heldensagen und Volks- 
epen. Eine höhere Vorstellung von Baukunst ist auch jetzt nicht nachweis- 
bar. Der sogenannte Völkerwanderungsstil ist immer noch Verzierungs- 
kunst, in Formendialekten, die szythische, spätantike und orientalische 
Elemente mit uralten eigenen Motiven mischen. 
Der Beginn einer sinnbildhaft formenden Baukunst zwischen Rhein und 
Elbe fällt wahrscheinlich ins 7. und 8. Jahrhundert. Sie war mönchisch- 
missionarisch bestimmt und darum wesentlich von den Stammsitzen der 
Mönche am Mittelmeer beeinflußt. Diese erste primitive Sakralkunst soll 
sich der bodenständigen bäurischen Schmucklust bei der Ausgestaltung der 
Innenräume bedient haben. Geblieben sind jedoch nur Reste, die sichere 
Schlüsse nicht zulassen. Auch ist der Anteil des Germanischen und 
Keltischen kaum zu trennen. 
Ein neues, bewußt wollendes geschichtliches Leben begann mit dem 
Christentum. Darauf scheinen nicht nur die Deutschen, sondern alle 
Völker Nordeuropas gewartet zu haben wie auf ein Stichwort. Zu den 
ersten Wirkungen gehörte das Erwachen einer Baukunst. Das Christentum 
brachte ein eigenes Bedürfnis nach sakral wirkenden Räumen. Diese 
konnten erst entstehen, als ein Gott verehrt wurde, der in einem Gottes- 
haus wohnte. Als das Christentum nach Deutschland kam, war es seit 
Jahrhunderten schon in den von Konstantin dem Großen christianisierten 
West- und Oströmischen Reichen der Staatsidee verbunden. Es kam in den 
Norden darum auch gleich als Staatsgedanke, als eine organisierende Kraft, 
die absichtsvoll dahin wirkte, eine Zentralmacht zu schaffen. Und auch 
dieses führte zur Baukunst. Denn es waren zwei Seiten derselben Idee, 
wenn hier die Kirche und dort der Kaiser architektonisch repräsentieren 
wollten. 
Zum zweitenmal kam nun die römische Antike zu den Deutschen. Doch 
kam sie jetzt als frühchristliche Kunst mit grundsätzlich gewandelten
	        
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