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wir die anziehende Kraft in jedem Augenblicke des für uns in Betracht kommenden Zeit
intervalles einen beliebig gross vorgegebenen Werth überschreiten lassen können. Hierdurch
werden wir erreichen können, dass die Anzahl der Halboscillationen, welche unser Massen-
, punkt in jenem Zeitintervall ausführt, eine willkürlich gegebene Zahl m überschreitet. Indem
wir nun die Hülfsgerade unter Beibehaltung ihrer Richtung nach oben verschieben, wird
für jeden in unser Intervall fallenden Zeitmoment die anziehende Kraft kleiner werden, und
zum Theil sogar abstossend werden, sobald nämlich innerhalb des Segmentes Theile der
Hülfsgeraden oberhalb der Curve dritter Ordnung liegen. Beim Aufwärtsschieben der Hülfs-
geraden vermindert sich hiernach die Anzahl der Halboscillationen allmählich, und indem
wir diesen Process gerade weit genug führen, können wir offenbar erreichen, dass diese An
zahl genau m wird. Wenn wir aber weiter gehen, wird und bleibt diese Anzahl kleiner
wie m. — Indem wir jetzt die mechanische Formulirung verlassen, können wir das erhaltene
Resultat in folgender Form aussprechen:
Für jede (nicht verticale) Richtung der Hülfsgeraden gibt es eine und
nur eine Lage derselben, welche im Segmente m 1 m 2 genau m Halboscilla
tionen derjenigen Lameschen Curven hervorruft, deren Ordinate im
Punkte m, verschwindet.
Fassen wir die Hülfsgeraden ins Auge, welche in der so festgelegten Weise verschiede
nen Richtungen entsprechen, so sehen wir, dass sie eine Curve umhüllen, die wir als Hülfs-
curve bezeichnen wollen. Eine erste Eigenschaft derselben, die wir aus dem Vorhergehen
den ableiten, ist die, dass sie, da sie keine parallelen Tangenten besitzt, auch keinen Wende
punkt haben kann. Nun sehen wir ferner, dass je zwei der hier betrachteten Hülfsgeraden
sich innerhalb des Streifens schneiden, welcher von den Ordinaten in m 1 und m 2 begrenzt ist.
Anderenfalls würde nämlich die eine dieser Hülfsgeraden in jedem Augenblicke des betrach
teten Zeitintervalls stärkere Anziehung liefern wie die andere, was offenbar unmöglich ist,
da sie dieselbe Anzahl von Oscillationen hervorrufen sollen. Hieraus schliessen wir, dass
die Hülfscurve selbst ganz innerhalb dieses Streifens liegt; (denn die Punkte der Curve sind
doch jedesmal die Schnittpunkte zweier unendlich benachbarter Tangenten derselben). Nun
ist durch die vorhergehenden Betrachtungen nicht ausgeschlossen, dass die Hülfscurve meh
rere verticale Tangenten besitzen kann, und zwar sehen wir mit leichter Mühe, dass sie
in den Endpunkten m 1 m 2 unseres Segmentes zwei solche Tangenten besitzt. In der That
muss sie, da sie Tangenten von jeder von der Yerticalen noch so wenig verschiedenen Rich
tung besitzt, mindestens eine verticale Tangente haben; und diese kann nicht zwischen den
Ordinaten m 1 und m 2 liegen, weil sonst eine von ihr unendlich wenig verschiedene Tangente
unendlich starke Anziehung für ein endliches Zeitintervall liefern würde, was ja unendlich viele
Oscillationen verursachen müsste. Dass ferner beide Endordinaten des Segmentes m i m 2
Tangenten sind, sehen wir durch leichte Ueberlegung, sowie auch, dass sie Asymptoten
sind. Eine von der Yerticalen unendlich wenig verschiedene Tangente muss nämlich, da
sie Anziehung nur für unendlich kurze Zeit verursacht, während dieser Zeit unendlich starke
Anziehung geben, d. h. die Endordinate im Unendlichen schneiden. Hiernach sehen wir,
wie etwa die Hülfscurve gestaltet sein wird (vergl. die Curven in der ersten Figur S. 53),
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