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Kap. 14. Die Minimalflächen.
angeführten, von Meusnier gefundenen, nicht kommen. 1834 fand
Scherk die Minimal-Schraubenflächen und die Translationsfiäche 1 ):
z = [log cos (ax) — log cos(a?/)].
Die wichtigsten Fortschritte unserer Theorie beginnen mit dem Er
scheinen der Arbeiten von Ossian Bonnet (1853—60), der eine fun
damentale Eigenschaft der Minimalflächen, nämlich die, daß ihre sphä
rische Abbildung konform ist, erkannte und die Integralgleichungen
in eine Form brachte, die alle reellen und unendlich viele algebraische
Minimalflächen abzuleiten gestattete.
1866 erschienen die wichtigen Arbeiten von Weierstraß, in
denen die Mongeschen Formeln in eine einfache und elegante Form
gebracht sind, welche die Lösung verschiedener grundlegender Fragen
gestattet. In diesen Abhandlungen sind auch wichtige Ergebnisse be
züglich des sogenannten Plateauschen Problems (s. nächstes Kapitel)
angegeben. Dieses berühmte Problem ist auch in einer nachgelassenen
Abhandlung Riemanns und in einer Reihe sehr wichtiger Arbeiten
von Schwarz behandelt, die nun im ersten Bande der Werke dieses
Mathematikers gesammelt sind.
Von Untersuchungen nach einer anderen Richtung sind von uns
noch unter den wichtigsten Veröffentlichungen über diesen Gegenstand
diejenigen von Lie 2 ) (1877—78) zu erwähnen, der sich besonders mit
den algebraischen Minimalflächen beschäftigt hat.
§ 196. Formeln von Weierstraß.
Wir leiten zunächst die Weierstraßischen Formeln ab, indem wir
uns auf das Ergebnis in § 139, S. 258, stützen, nach dem jeder isothermen
Form des Linienelements der Kugel eine Minimalfläche entspricht, die
sich mittels Quadraturen ergibt.
Es sei u, v ein Isothermensystera auf der Kugel, und wir bezeich
nen mit
(2) ds' 2 = — (du 2 + dv 2 )
r i
1) Diese merkwürdige Minimalfläche ergibt sich sofort, wenn man Lösungen
der Gleichung (1) von der Form:
sucht.
2) Archiv for Mathematik og Naturvidenskab, 2. u. 3. Bd. Mathematische
Annalen, 14. Bd.