Full text: Politische Arithmetik

282 
Anstalten, welche ans die menschliche 
Lebcnsversicherungöanstalten dermalen übernommenen Lebensversicher 
ungen sott sich auf etwa 130 Millionen Livre Sterling belaufen. 
In Deutschland wurde im Jahr 1806, also 100 Jahre nachdem die 
erste Lebensversichernngsanstalt, die Amicable Society, gegründet 
wurde, in Hamburg der erste Versuch zur Gründung einer Lebens 
versicherungsanstalt gemacht, und zwar durch Beneke, den bekann 
ten Schriftsteller über Seeassecuranz. Das Unternehmen fand aber 
wenig Theilnahme, und ein zweiter Versuch im Jahr 1822, mit 
der damals in Elberfeld gegründeten Feuerversicherungsanstalt noch 
die Lebensversicherung zu verbinden, hatte keinen bessern Erfolg. 
Erst die im Jahr 1829 in Gotha eröffnete Lebensversicherungsbank 
brachte die Lebensversicherung in Deutschland in Aufschwung. Diese 
Anstalt beruht auf Gegenseitigkeit und Oeffentlichkeit; auf Gegen 
seitigkeit, indem die Gesammtheit der Theilhaber derselben jedem 
einzelnen Versicherten für die Erfüllung der gegen ihn übernom 
menen Verbindlichkeiten Garantie leistet; auf Oeffentlichkeit, indem 
alljährlich öffentliche Rechenschaft abgelegt wird. 
Die Einnahme der Bank besteht zunächst und hauptsächlich in 
den Prämiengeldern, außerdem noch in den Zinsen von ausgeliehe 
nen Kapitalien und in zufälligem Agiogewinn. 
Die Ausgabe der Bank besteht theils in den auszuzahlenden 
Versicherungssummen, Dividenden und einzelnen besondern Vergüt 
ungen aus der Reserve, theils in den Verwaltungskosten, deren Be 
trag von dem Bankvorstande mit Rücksicht auf möglichste Ersparnisse 
normal bestimmt ist, und für besondere Fälle bestimmt wird, theils 
endlich in zufälligen Verlusten, die etwa die Bank ohne Verschulden 
ihrer Beamten treffen könnten. Was nach Abzug der Ausgabe von 
der Einnahme übrig bleibt, fließt in den Fonds der Bank, der alle 
vorräthigen Zahlungsmittel derselben umfaßt. Ein Theil des Fonds 
der Bank dient als. Reserve zur Deckung der Vergütungen bet künf 
tigen Sterbfällen; ein anderer Theil als Sicherheitsfonds, um für 
außerordentliche Fälle Hülfsmittel darzubieten. Rach den Statuten 
dieser Anstalt besteht die Reserve in dem, was von den Prämien 
geldern zurückgelegt werden muß, weil alle für das ganze Leben 
oder auf mehrere Jahre Versicherte, insoweit ihre Prämiensätze sich 
gleich bleiben, in den ersten Jahren mehr, in den spätern Jahren 
aber weniger zahlen, als das Stcrbltchkeitsgesetz für jedes Jahr 
mitbringt. Das Mehr in den frühern Jahren dient zur Deckung 
des Weniger in den spätern Jahren, und wird als Reserve zurück 
gelegt. Der jedesmalige wahre Betrag der Reserve wird jährlich 
nach den Grundsätzen der Prämienberechnung ausgemittelt. Auch
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.