Full text: Politische Arithmetik

Maaß- und Gewichtswesen. 19 
schütternng durch Gehen, Fahren, Thürschließen, starken Wind re. 
geschehen. 
Vor allem wird nun der obere Rand des zu eichenden Gefäßes 
auf einem Fügblock geebnet, denn selten ist die obere Randfläche des 
zu eichenden Gefäßes, weder nach der Dicke des Holzes, noch nach 
dem Umfange desselben rund herum eben. 
Nun wird der Samen in den unten geschlossenen Trichter ein 
geschüttet, und zwar nur etwas Weniges mehr, als der Inhalt des 
Eichgefäßes zur Anfüllung erfordert. Man thut daher gut, den 
Samen in den Trichter einzumessen, da eine bedeutend stärkere An 
füllung, als das Eichmaaß und das darnach zu eichende Gebrauchs 
maaß erfordert, ein unrichtiges Resultat geben konnte. Daß aber 
etwas mehr Samen in den Trichter gelassen wird, ist zum Behufe 
des genauen Abstreichens des anzufüllenden Eichmaaßes erforderlich. 
Damit die Körner frei durch die ganze Oeffnung auslaufen, 
muß sodann das Schließloch ganz herum gedreht werden. Man 
läßt diese nahe in die Mitte des untergestellten Eichgefäßes laufen. 
Sogleich, nachdem alles ausgelaufen, ebnet und streicht man es, 
theils mit dem Barte einer Feder, theils mit dem Lineal sanft ab. 
Den Inhalt des Eichgefäßes schüttet man vorsichtig in den Trichter 
auf, und läßt den Samen in das zu eichende noch unbeschlagene 
Gefäß laufen, nachdem vorher ein eiserner Steg mit seiner Unter- 
stützungsstange, oder so viel von Holz als beide Stücke dem Raum 
nach betragen, hineingelegt worden. Der Samen wird das noch 
zu große Gefäß nicht ausfüllen; man schüttet nach und nach so viele 
Becher'^) Frucht noch auf und läßt sie durchlaufen, dis es da 
von voll wird, und zieht Das, was nach dem Ebnen und Ab 
streichen übrig bleibt, von der Anzahl der nachgeschütteten Becher 
ab. Für jeden Becher nun, den die völlige Anfüllung des Gefäßes 
noch erforderte, kann man die Höhe oder Tiefe eines Seftergefäßes 
um fast y 2 Linie niederer machen, weil eine Linie mehr oder weni 
ger Tiefe schon 1% Becher ausmacht. Beim Halbsester kommt auf 
1 Becher fast 1 Linie re. Hierbei ist noch zn bemerken, daß bet dem 
Nachschütten Bewegungen vorgehen, in Folge welcher die Frucht sich 
im Gefäße etwas zusammensetzen kann, daher das zur völligen An 
füllung Erforderliche in dieser Rücksicht eher etwas zu groß, als zu 
klein ausfallen kann. 
*) Die Maaße für sackfähige Dinge sind im Großherzogthum Baden: Der 
Zuber — 1000 Maas, das Malter — 100 Maas; der Sester — 10 Maas, 
das Meßlctn — 1 Maas; der Becher — y 10 Maas. Die Maas hält Kubik- 
fuß des neuen badischen Maaßes (§. 6.)
	        
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