28
Maaß- und Gewichtswesen.
aber dem zu eichenden Fasse immer eine solche Lage zu geben, daß
das Spundloch die höchste Stelle des Fasses ist. Sind aber die
Fässer gegen die Lage des Auslaufrohrs zu hoch, um durch dasselbe
das Wasser vermittelst des Kanals in das Faß bringen zu können,
so läßt man es in einer Tragbütte, die man zuvor gut genetzt hat,
laufen, und bringt es in das Faß. Der Kanal muß von verzinntem
Blech oder von Kupfer sein. Hölzerne Kanäle sind, weil sie Wasser
einsaugen, auch oft Wasser durchlaufen lassen, hierzu nicht geeignet.
Kleinere Fässer und Gefäße von dem Gehalte weniger Stützen
(zu 10 Maaß) sind vermittelst wiederholter Anfüllung und Auslee
rung der Eichstütze in dieselbe zu sinnen, so wie es sich von selbst
versteht, daß die kleinern hölzernen Gebrauchsmaaße auch nur mit
den kleinern Eichgefäßen gesinnt werden.
Inhaltsbestimmung der Fässer durch Visiren.
§. 21. Der Inhalt der Fässer kann außerdem ft er e o me
trisch, d. h. durch Messung linearer Dimensionen und hierauf ge
gründeter Berechnung bestimmt werden *), sowie auch auf mechanische
Weise, vermittelst besonders dazu eingerichteter Maaßstäbe, durch
das sogenannte Visiren.
*) Wenn man s/z von derBodenfläche zu ?/z von der Spundfläche addirt, so erhält
man die Grundfläche des faßgleichcn Cylinders, d. h., die Grundfläche des Cylinders,
welcher bet gleicher Länge auch denselben Inhalt, wie das Faß hat. Das Produkt der
Länge und jener Grundfläche gibt den Inhalt der runden Fässer. Um den Inhalt eines
ovalen Fasses zu erhalten, messe man den größten Spund- und Bodendurchmcsser, be
rechne den Inhalt, als wenn das Faß rund wäre, und setze die Proportion: wie
sich verhält der größte Bodendurchmesser zum kleinsten, so verhält sich der gefun
dene Inhalt zum gesuchten.
Bei großen Fässern ist der Druck der in denselben enthaltenen Flüssigkeit so
stark, daß die Böden zu mehrerer Festigkeit gewölbt sein müssen; solche Böden
nennt man gesenkte Böden. Die Senkung ist circularisch und gehört einem
Halbmesser von 30 bis 40 Fuß. .Ist aber der Boden gesenkt, so sind, da derselbe
aus mehreren mit hölzernen Nägeln zusammengefügten Brettern besteht, die Spund-
und die ihr gegenüberstehende Grund- oder Lagcrdaube die kürzesten, die um 90°
von ihnen entfernten Seitendaubcn hingegen am längsten. Bei Fässern mit ge
senkten Böden gibt daher die größte, im Lichten genommene Länge des Fasses fei
nen Inhalt ungefähr um die doppelte Bodensenkung zu groß an. Um also den
Inhalt des Fasses zu finden, müßte man den doppelten Inhalt der Bodensenkung
von'dem ohne Berücksichtigung derselben berechneten Inhalt des Fasses abziehen.
Dies würde indessen auf eine Regel führen, welche in der Praxis nicht brauchbar
wäre, und man muß deshalb auf eine andere Art den Inhalt der Bodensenkung,
wenn auch nur beiläufig, in Rechnung bringen. Man bringt aber die Bodensen
kung, sowohl bet runden als ovalen Fässern hinlänglich genau in Rechnung, wenn
man das arithmetische Mittel aus der innern kleinsten und größten Länge des
Fasses mit der Grundfläche des faßgleichcn Cylinders multiplictrt. Aber auch die