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Sechster Abschnitt.
ergeben könnte*). So ist man aber bisher noch nirgends ver
fahren, und eben deswegen ist es noch nicht möglich, eine
Entscheidung für oder gegen HerscheVs Meinung auszusprechen.
Im Winter 1845 hat Hr. Alexander zu Princetown (Nord
amerika) einen grossen dunklen Sonnenilecken auf einen
thermoelektrischen Apparat einwirken lassen und das Resultat
erhalten, dass der Sonnendeck weniger Wärme errege als
ein gleich grosser Theil der fleckenfreien Scheibe. Allein
dies ist noch keine Widerlegung HerscheVs, der keinesweges
behauptet hat, dass die grössere Wärme im Flecken selbst
liege, sondern nur, dass die ganze Sonne zu einer Zeit,
wo viele Flecken sich bilden, eine erhöhte wärmeerregende
Kraft besitze, was sich mit Alexanders Resultat ganz wohl
vertragen würde.
§• 84.
Da die Beobachtungen der Sonnenoberfläche weder fester
Meridianinstrumente noch Ferngläser von ungewöhnlichen Di
mensionen bedürfen (bei den letzteren würde es sogar der
Grefahr für das Auge wegen nicht räthlich sein, ihre volle
optische Kraft in Anwendung zu bringen), so werden sie
seltener auf Hauptsternwarten, häufiger von blossen Liebhabern
der Astronomie ausgeführt, deren einige mit grosser Beharr
lichkeit sich ihnen gewidmet haben. Hahn, Pastorff, Sömmering
u. A. m. verdienen eine rühmliche Erwähnung und haben uns
manche wichtige Aufschlüsse über diesen Gegenstand gegeben;
manche Andere dagegen sind durch Missverstand und Ünkunde
in ihrem Eifer auf falsche Wege geleitet und zu monströsen
Resultaten gebracht worden. So verfertigte sich z. B. ein
Liebhaber der Astronomie in Nordamerika selbst ein Fernrohr
und dehnte das durch dasselbe an eine Wand fallende Sonnen
bild auf 8 Fuss Durchmesser aus. Natürlich musste dabei
*) Die Winter in Island, Grönland und dem nördlichen Amerika
überhaupt zeigen sich nicht allein häufig, sondern ganz gewöhnlich,
im entgegengesetzten Sinne anomal als die europäischen. Fast
alle Hauptwinter des europäischen Continents (wie 1740) finden sich
in Islands Annalen als gelinde aufgeführt und so umgekehrt. Sommer,
die in Frankreich und Deutschland durchaus regnerisch sind, zeigen sich
oft in Osteuropa heiter und warm, während unsere schönen Sommer
(wie 1819 und 1826) dort entweder ganz gewöhnliche oder wohl gar
unfreundliche waren. Und doch ist hier noch gar nicht die Rede von
grossen Entfernungen oder beträchtlich verschiedenen Zonen.