Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

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Sechser Abschnitt. 
Täuschung waren, was aber schlechterdings der Fall sein 
müsste, wenn Biancldni’s Resultat gültig wäre, denn mit diesem 
sind meine Beobachtungen unverträglich, vielmehr führen sie, 
wenn man überhaupt aus ihnen etwas Positives schliessen 
kann, auf ein dem Oassinischen ähnliches Resultat. 
Indess hat sich Flaugergues in Yiviers, doch ohne das 
Detail der Beobachtungen mitzutheilen, wiederum zu Gunsten 
Bianchini’s ausgesprochen; seine Beobachtungen führen ihn auf 
eine Umdrehungszeit von etwa 24 Tagen und eine Neigung 
des Yenus äquators gegen seine Bahn von 73 Graden. 
Es ist zu bedauern, dass Cassini das Detail seiner schon 
vor 180 Jahren in Italien gemachten Beobachtungen (in Paris 
hat er niemals wieder Flecke sehen können) nicht mitgetheilt 
hat, und dass Bianchini’s Periode sich hauptsächlich nur auf 
Wahrnehmungen eines Abends gründet. Ohne irgend einen 
der genannten Astronomen einer Nachlässigkeit oder gar eines 
Falsums zu beschuldigen, glaube ich, dass man Bianchini’s und 
Flaugergues Beobachtungen sehr wahrscheinlich erklären könne, 
ohne eine so sonderbar abweichende Rotationsperiode und 
Axenstellung anzunehmen. 
Beide Astronomen sahen matte Flecke längs der Licht 
grenze fortrücken, während alle übrigen Theile der Scheibe 
sich in gleichförmig hellem Glanze zeigten, und beide schliessen 
hieraus auf einen der Lichtgrenze nahen ¡parallelen Aequator. 
Zu beiden Unwahrscheinlichkeiten gesellt sich also hier noch 
eine dritte, dass gerade nur in der Gegend der jedesmaligen 
Lichtgrenze Flecken gestanden und sich bewegt haben sollten, 
in einer Richtung, die von der Erde aus betrachtet fast als 
Süd-Nord bezeichnet werden müsste*). Allein ist es wohl an 
sich wahrscheinlich, dass so überaus matte Hauche constante 
Oberflächentheile gewesen seien? Mir scheint es, man habe 
leichte atmosphärische Trübungen, die sich in der Auf- 
und Untergangszone bilden mögen, beobachtet. In den Gegen 
den, wo hohe Sonnenbeleuchtung stattfmdet, sind sie entweder 
gar nicht vorhanden, oder der blendende Glanz entzieht sie 
unsern Augen; und nur an der Lichtgrenze, wo ein matteres, 
uns besser zusagendes Licht herrscht, kommen sie uns zu 
*) In Bianchini's Zeichnungen kommt allerdings auch ein Fleck vor, 
der näher nach dem vollen Rande hin steht, allein die Yeränderungen 
desselben entfernen sich beträchtlich von denen, die eine Periode von 
24 Vs Tagen hervorbringen würden. Sie lassen vielmehr auf eine Periode 
von 14 bis 16 Tagen, oder auf mehrere von kürzerer Dauer, schliessen.
	        
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