Einleitung,
Astronomie (Sternkunde, Himmelskunde) ist diejenige Wis-
senschaft, welche aus den Erscheinungen der Himmelskörper
am Eirmamente sie seihst und ihre Bewegungen kennen lehrt.
Sie theilt sich sowohl nach der Beschaffenheit der zu unter
suchenden Gegenstände als nach der Behandlungsweise und dem
jedesmaligen Zwecke der Beobachtung in verschiedene Zweige.
Die sphärische Astronomie hat es zunächst mit den Erschei
nungen selbst zu thun. Sie lehrt uns die Himmelskugel mathe
matisch einzutheilen und die Oerter an derselben zu bezeichnen;
sie hat hauptsächlich die sphärische Trigonometrie zur Grund
lage und steht in genauester Verbindung mit der mathematischen
Geographie. Alle Weltkörper werden in ihr als an der Ober
fläche einer Kugel befindlich gedacht, und der Standpunkt des
Beschauers als Mittelpunkt dieser Kugel angenommen. — Die
praktische Astronomie im engem Sinne lehrt die Beobach
tungen zweckmässig anordnen und anstellen; mithin begreift sie
den Gebrauch und die Behandlung der Instrumente, die ver
schiedenen Methoden der Beobachtung, die genaue Bestimmung
der Zeit, als des nothwendigsten Grundelements aller unserer
Wahrnehmungen; sie lehrt die störenden äusseren Einflüsse be
rücksichtigen und durch Rechnung beseitigen, also die Beob
achtungen so darstellen, wie sie ohne jene Einflüsse gemacht
worden wären. — Die theoretische Astronomie untersucht
die Gesetze der Bewegung und stellt die Hegeln auf, vermit
telst welcher aus den Beobachtungen die wahren Verhältnisse
des Laufs und die gegenseitigen Stellungen der Himmelskör
per gefolgert werden können. Sie ist vorzugsweise die Wis
senschaft des astronomischen Berechners und setzt uns in
den Stand, künftige Erscheinungen am Himmel vorauszube
stimmen. Dieser Theil der Himmelskunde ist es namentlich,
welcher die gründlichste Kenntniss der Mathematik nach ihrem
ganzen Umfange voraussetzt. Die physische Astronomie be
schäftigt sich vorzugsweise mit Untersuchung der im Univer
sum wirkenden Kräfte, von denen alle Bewegungen abgelei
tet werden müssen. Sie untersucht ferner, soweit dies mög-
Mädler, Popul. Astronomie. 1