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Sechster Abschnitt.
schäften verhältnissmässig eben, die helleren gebirgig;
doch sind Ausnahmen nicht selten. Es giebt sehr helle Ebenen
und sehr dunkele Berglandschaften in mehreren Gegenden des
Mondes; und namentlich sind die starkglänzenden Punkte die
uns der Vollmond in so grosser Anzahl zeigt, nur in seltenen
Eällen Erhöhungen, sondern in der Kegel schroff absteigende
Y ertiefungen.
Es existirt nämlich auf der Mondoberfläche eine Funda
mentalform der Gebirgsbildungen, die von den auf der Erde
vorherrschenden gänzlich verschieden ist, und die sich am
einfachsten charakterisiren lässt als ein kreisförmiger, rings
herum geschlossener Wall, der eine concav geböschte Tiefe
umschliesst. Man hat dieser Form da, wo sie sich am be
stimmtesten ausprägt, in den mittelgrossen Kreisbildungen
(etwa von 2 und 3 bis zu 10 Meilen Durchmesser), den Ka
men Kinggebirg gegeben; bei den grösseren, meist zu
sammengesetzteren Wällen dieser Art, die eine ebene Fläche
umschliessen, hat man, auf letztere sich beziehend, die Be
nennung Wallebene gewählt; die kleineren und kleinsten
Bildungen dieser Art, die übrigens, so weit es erkannt wer
den kann, an Regelmässigkeit und prägnanter Frische die
grösseren übertreffen, werden als Crate r und Gruben auf
geführt. Die letztere Benennung würde eigentlich nur den
jenigen Tiefen zukommen, die keinen Wall haben, sondern
ganz einfach Einsenkungen sind: es lässt sich schwer ent
scheiden, ob dies auf dem Monde irgendwo der Strenge nach
vor komme.
Man muss sich übrigens hüten, aus Benennungen — die
allerdings immer dem Gegenstände möglichst angemessen sein
sollen — auf eine grössere Aehnlichkeit mit den gleichbe
nannten Formen unsers Erdkörpers zu schliessen. Wir haben
zunächst nur das direkt Gesehene zu bezeichnen, und es
ist der Deutlichkeit und Kürze angemessen, die Bezeichnungen
von uns bekannten Gegenständen zu entlehnen: nie aber kann
daraus, dass ein Beobachter diese oder jene Benennung ge
braucht hat, schon allein der Beweis geführt werden, dass er
eine innere wesentliche Uebereinstimmung dabei im Auge ge
habt habe. So spricht Hersehet, der Vater, an einer Stelle von
den mattglimmenden Punkten in des Mondes Nachtseite, die er,
„da man doch einer bestimmten Bezeichnung bedürfe“, und
gegen jede weitere Schlussfolge daraus sich ausdrücklich ver
wahrend, Vulkane nennt. Und sofort verkündet man der
Welt, es seien brennende Vulkane im Monde entdeckt worden