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Sechster Abschnitt.
gen zu urtheilen aber würde auch hier ein Werth zwischen
8", 8 und 8",9 zu erwarten sein.
Es mag hier noch bemerkt werden, dass die für das Ge
lingen der verschiedenen Expeditionen wegen des ungünstigen
Klima’s einiger bei diesem Yorübergang zu besuchenden Sta
tionen gehegten Befürchtungen sich nicht erfüllt haben. Dass
ein weit reicheres Material geworden ist, als im vorigen Jahr
hundert, das Gelingen überhaupt, kommt grossentheils auf
Rechnung des Umstandes, dass man sich diesmal nicht auf
die alte Halley’sehe Methode der Beobachtung von Austritt
und Eintritt in die Sonnen-Scheibe, der vier sogenannten Con-
tacte beschränkte, welche Beobachtung durch den kleinsten
Zufall gestört werden kann, sondern den Planeten mit Mes
sungen und photographischen Aufnahmen auf seinem ganzen
Wege über die Sonnen-Scheibe verfolgte. Zu den Messungen
diente das feinste der dafür bis jetzt bekannten Hülfsmittel,
das sogenannte Heliometer. Die photographischen Aufnahmen
bieten den ihnen allein zukommenden Yortheil, dass sie in je
dem klaren Moment erhalten werden können, der für eine Helio-
meter-Messun nicht genügen würde. Sie werden nachher
mikroskopisch untersucht, und die grosse Anzahl, in der man
sie erhalten kann, ersetzt mehr oder weniger, was der ein
zelnen an Genauigkeit im Vergleich zum Heliometer abgeht.
Die Herleitung des Gesammt-Resultats aus dem Yenus-
Yorübergang erfordert eine höchst umfangreiche und mühsame
Arbeit, deren Beendigung eine Reihe von Jahren unter Be
theiligung vieler Rechner erfordert. Bis dahin dürfte die
obige Newcomb'sehe Annahme einer Sonnen - Parallaxe von
8", 848 und entsprechend einer mittleren Entfernung der
Sonne von
20,035140 geogr. Meilen
als die wahrscheinlichste zu betrachten sein*).
Nach der Stellung zur Erde würde Mars, wie bereits er
wähnt, zu den obern Planeten gehören. In objectiver Hinsicht
ist eine andere Eintheilung richtiger, welche 3 Planetengruppen
setzt, die untere, mittlere und obere, oder besser innere,
mittlere, äussere Gruppe. Zur ersten würden Merkur,
*) Dass der neueste 'Venus-Durchgang unter den Artikel Mars zu
stehen kam, erklärt sich eben aus der Beziehung zur Sonnen-Parallaxe,
wegen derer der Verfasser auf diese Stelle verwiesen hat. Der Baum
gestattet hier nicht, die ausgerüsteten Expeditionen und ihren Erfolg
ausführlicher zu besprechen; nur die sechs Stationen der vom Deutschen
Eeiche ausgesandten mögen hier Erwähnung finden: die Kerguelen, die
Auckland-Insel, die Insel Mauritius, Kairo, Tschifu in Kord-China, end
lich Ispahan. Am letzteren Orte wurde bei ungünstigem Wetter der
Erfolg durch die Photographien gerettet. Der Herausgeber.