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Sechster Abschnitt.
Man sieht also, dass es hei der Aberration weder auf die
Entfernung des Fixsterns, noch auf die Länge des Rohrs an-
komme. Für die mittlere Geschwindigkeit der Erde und
v = 90° muss also die Aberration die gleiche für alle Ge
stirne sein, wenn die Geschwindigkeit des Lichts selbst die
gleiche ist.
Nach den neuesten von Struve in Pulkowa angestellten
Beobachtungen ist diese Aberration für die von ihm unter
suchten Sterne gleich, und sie beträgt
20",4451,
welche Zahl man die Constante der Aberration in Bo
gen nennt. Die oben angegebene Aberration in Zeit
(8' 18",2) ist hieraus berechnet worden; die unmittelbaren
Beobachtungen der Trabantenfinsternisse Jupiters hatten 8' 15"
ergeben, doch sind sie weniger genau als die angeführten der
Fixsterne; beide Resultate aber bestätigen einander aufs
schönste und rechtfertigen so die gegebenen Erklärungen Aö-
mer’s und Bradley's.
Es knüpft sich hieran noch eine interessante, die Natur
des Lichts betreffende Frage. Die Beobachtungen der Jupiters
trabanten geben uns die Geschwindigkeit des Lichtes im luft
leeren Raume, denn nur etwa ein Zehnmilliontel des Weges
wird im lufterfüllten zurückgelegt. Die Fixsternbeobachtungen
dagegen geben uns dieselbe Geschwindigkeit im lufterfüllten,
denn die erwähnte Abweichung entsteht erst im Fernrohr und
Auge. Beide Geschwindigkeiten aber kann man nicht absolut
gleich setzen, vielmehr muss jene grösser als diese sein,
wenn das Licht eine Wellenbewegung ist; kleiner dagegen,
wenn es ein materieller Strahl ist, wiewohl der Unter
schied in beiden Fällen nur sehr gering sein kann. Der
Unterschied von 8' 15" und 8' 18",2, wenn er nicht, wie
man doch wohl annehmen muss, der Hauptsache nach von
Beobachtungsfehlern herrührt, würde mithin in der Wellen-
theorie seine Erklärung finden.
Der erste Jupitersmond.
§. 144.
Er bewegt sich um Jupiter in einer Bahn, die den Beob
achtungen zufolge keine Abweichung vom Kreise verräth, in-